Luftfahrt:Emirates setzt Airbus unter Druck

Die Fluggesellschaft knüpft einen weiteren Auftrag für das Großraumflugzeug "A380" an die Programmdauer. Emirates ist mit Abstand der wichtigste Kunde für den "A380" und betreibt davon 100 Maschinen.

Von Jens Flottau, Dubai

Der vom Airbus so sehr ersehnte Großauftrag für weitere Großraumjets des Typs A380 entwickelt sich zu einer nervenzehrenden Hängepartie. Die Fluggesellschaft Emirates verlangt von Airbus nach den Worten von Airline-Chef Tim Clark wasserdichte Garantien dafür, dass die Maschine für mindestens zehn Jahre weitergebaut wird.

Emirates ist mit Abstand der wichtigste Kunde für den A380 und betreibt derzeit bereits 100 Maschinen des größten Passagierflugzeugs von Airbus. Weitere 42 sollen noch ausgeliefert werden. Darüber hinaus verhandelt Emirates über einen weiteren Auftrag für bis zu 40 Flugzeuge, der eigentlich in dieser Woche bei der Dubai Airshow hätte bekanntgegeben werden sollen. Doch am Eröffnungstag bestellte Emirates dann lediglich 40 Maschinen beim Konkurrenten Boeing. Airbus-Manager, die in freudiger Erwartung bereits im Konferenzraum waren, mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Emirates befürchtet einerseits, dass die bestellten Flugzeuge nicht gebaut werden könnten, wenn Airbus Produktionslücken nicht füllen kann. Ein vorzeitiges Ende für das Flugzeug hätte auch negative Folgen für den Restwert der Flotte. Für das A380-Programm ist andererseits ein weiterer Auftrag von Emirates überlebenswichtig. Zwar hat Airbus derzeit noch feste Bestellungen für 100 Maschinen. Doch viele der Bestellungen für Flugzeuge, die nicht für Emirates bestimmt sind, dürften wohl kaum ausgeliefert werden: Potentielle Kunden wie Qantas oder Virgin Atlantic haben längst signalisiert, dass sie das Interesse verloren haben. Die Leasingfirma Amedeo, die 20 Jets bestellt hat, hat auch nach jahrelangen Bemühungen keine Abnehmer gefunden.

Airbus reduziert die A380-Produktion deswegen drastisch. Über Jahre lieferte der Hersteller etwa 30 Maschinen jährlich aus, 2018 sollen es nur noch zwölf und 2019 nur noch acht sein. Auf diesem Niveau macht Airbus mit dem Programm weitere Verluste. Das Unternehmen ist aber bereit, diese für eine gewisse Zeit in Kauf zu nehmen, in der Hoffnung, dass die Nachfrage wieder anzieht.

In Unternehmenskreisen hieß es, die Verhandlungen mit Emirates würden fortgesetzt, eine Einigung sei weiterhin möglich. Allerdings sollte Airbus-Chef Tom Enders noch am Montag Dubai wieder verlassen, ohne den Auftrag unterzeichnet zu haben.

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