Luftfahrt:Britisch-Spanischer Flirt

Branchenführer British Airways erwägt die Übernahme der Iberia. Die Unternehmen haben zunächst eine Vertiefung ihrer Zusammenarbeit angekündigt. Der Brüsseler Wettbewerbsbehörde wurde ein entsprechender Antrag eingereicht.

Von Gerd Zitzelsberger und Peter Burghardt

(SZ vom 27.11.03) — Das Dementi von British Airways (BA) kommt eher zaghaft daher: "Das ist spekulativ, und gegenwärtig haben wir keine solchen Pläne", sagte eine BA-Sprecherin der Süddeutschen Zeitung zu Marktgerüchten, wonach der Konzern die spanische Fluggesellschaft Iberia übernehmen wolle.

Aber, so setzt sie hinzu, jeder wisse, dass Iberia der Wunschpartner für BA sei. Weder Dementi noch Bestätigung gibt es bei der BA zu der angeblichen Äußerung ihres Vorstandsvorsitzenden Rod Eddington, welche die jüngsten Spekulationen ausgelöst hat.

Umarmung möglich

Die beiden Fluggesellschaften "könnten in den Armen der anderen enden", soll Eddington bei einem Essen, zu dem Iberia eingeladen hatte, gesagt haben.

Auf jeden Fall sagte Eddington in Spanien einem Magazin, dass das Vorgehen von Air France und der niederländischen KLM "eine gute Formel" auch für British Airways sein könnte. Die beiden Fluggesellschaften hatten Ende September angekündigt, dass sie sich per gemeinsamer Holding zusammenschließen werden, aber gegenüber den Kunden ihre eigene Identität bewahren wollten.

Die Eddington-Äußerungen hatten den Iberia-Kurs in den vergangenen beiden Tagen um zusammen fünf Prozent anziehen lassen. Seit Jahresbeginn ist die Iberia-Aktie um mehr als 40 Prozent gestiegen.

Lange Verbindung

Die Verbindung von BA und Iberia reicht schon Jahre zurück. Bei der ersten Teil-Privatisierung der Iberia im Jahr 1999 übernahmen die Briten neun Prozent des Kapitals. Damit sind sie der drittgrößte Anteilseigner von Iberia.

Die anderen Großaktionäre, die zusammen gut 30 Prozent des Iberia-Kapitals halten, sind branchenfremd; einen Anteil von 5,4 Prozent hält noch der spanische Staat.

Seit 1999 gehört Iberia auch der Luftfahrt-Allianz Oneworld an, die von BA und American Airlines geführt wird. Seit Sommer vergangenen Jahres liegt bei der Brüsseler Wettbewerbsbehörde auch ein Antrag, wonach BA und Iberia ihre Zusammenarbeit vertiefen wollen. Geplant ist offenbar, beispielsweise die Flüge zwischen Madrid und London komplett zusammenzulegen und die Einnahmen zu teilen.

Konkurrenz durch Billiganbieter

Während der Schwerpunkt des BA-Geschäfts auf den Routen nach Nordamerika liegt, hat Iberia traditionell eine herausgehobene Marktstellung bei den Südamerika-Strecken. Im europäischen Verkehr allerdings sind beide in jüngster Zeit durch die Billiganbieter unter Druck geraten.

Nach der Statistik des Dachverbandes der Fluggesellschaften AEA musste Iberia vergangenes Jahr in Europa einen Rückgang der Passagierzahlen um fünf Prozent hinnehmen, weit mehr als Lufthansa oder BA.

BA die Nummer eins

BA ist trotz ihrer wirtschaftlichen Schwierigkeiten auf Grund des Einbruchs im Amerika-Geschäft Europas größte Fluggesellschaft mit einer Beförderungsleistung von 99 Milliarden Passagier-Kilometern - dicht gefolgt von Air France (98 Milliarden Kilometer) und Lufthansa (94 Milliarden Kilometer im Jahr 2002).

Iberia bringt es auf 40 Milliarden Passagier-Kilometer. Gemessen an der Beschäftigten-Zahl ist BA mit gut 50.000 Mitarbeitern ebenfalls etwa doppelt so groß wie ihr spanischer Partner.

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