Luftfahrt:Air Berlin stellt eigenen Flugbetrieb wohl Ende Oktober ein

  • Nach einem Verkauf von Konzernteilen könnte der Flugbetrieb wohl in der Zeit bis zur kartellrechtlichen Genehmigung im Rahmen von Leasingvereinbarungen fortgesetzt werden.
  • 1400 Air-Berlin-Beschäftigten droht nach Einschätzung des Betriebsrats die Kündigung.

Schon länger wird spekuliert, dass Air Berlin nicht mehr lang wird fliegen können. Nun bestätigt das Unternehmen: "Ein eigenwirtschaftlicher Flugverkehr im eröffneten Insolvenzverfahren ist nach gegenwärtigem Erkenntnisstand spätestens ab dem 28. Oktober nicht mehr möglich."

Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass die Flugzeuge am Boden bleiben müssen. Denn: Nach einem Verkauf von Konzernteilen könne der Flugbetrieb in der Zeit bis zur kartellrechtlichen Genehmigung im Rahmen von Leasingvereinbarungen fortgesetzt werden. Dabei ganz außen vor sind Niki und LGW, die beide nicht insolvent sind. Sie können weiterarbeiten. An der österreichischen Konzern-Tochter Niki und der Regional-Tochter LGW ist die Lufthansa interessiert. Mit diesen Angaben bestätigt Air Berlin weitgehend Informationen des Betriebsrats.

Air Berlin ist seit Mitte August pleite. Der Konzern verhandelt noch bis zum 12. Oktober mit Lufthansa und dem britischen Billigflieger Easyjet exklusiv über den Kauf von Teilen der Fluggesellschaft. Nach Abschluss der Kaufverträge müsse Air Berlin aus insolvenzrechtlichen Vorgaben "die eigene Geschäftstätigkeit Zug um Zug beenden".

Job-Messen am Sitz von Air Berlin

Mit den Arbeitnehmervertretern seien am Montag Verhandlungen über Interessenausgleich und Sozialpläne begonnen worden. Zudem sollen in dieser Woche Job-Messen am Konzernsitz von Air Berlin in Berlin mit potenziellen künftigen Arbeitgebern, darunter der Chemiekonzern BASF und die Deutsche Bahn, abgehalten werden.

1400 Air-Berlin-Beschäftigten droht nach Einschätzung des Betriebsrats die Kündigung. Dies gelte für das Verwaltungs- und Bodenpersonal, heißt es in einer Mitarbeiterinfo. Wer für die Aufrechterhaltung des Flugbetriebs benötigt werde, erhalte eine Kündigung wohl zu Ende Februar 2018. Die anderen Mitarbeiter würden wahrscheinlich per sofort "freigestellt".

Wie es mit den Piloten weitergeht, ist noch unklar. Nach Einschätzung der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) haben sich bislang erst sehr wenige Piloten bei anderen Fluggesellschaften beworben. "Wir schätzen, dass von den 1250 Kollegen vielleicht 20 bis 50 diesen Schritt gegangen sind", sagte ein VC-Sprecher. Der Betriebsrat wolle bei den in dieser Woche anlaufenden Sozialplan-Verhandlungen weiterhin kollektive Übergangsregeln erreichen, um soziale Gesichtspunkte zu berücksichtigen, erklärte der Gewerkschafter. Nur so könne eine "Rosinen-Pickerei" der aufnehmenden Gesellschaften verhindert werden, die ansonsten besonders alte, teure oder aufmüpfige Piloten nicht einstellen würden.

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