Lokführer vor Streik:Bahnfahrer müssen sich auf harte Zeiten einstellen

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Der Tarifstreit eskaliert: Die Lokführergewerkschaft GDL veröffentlicht in Kürze das Ergebnis der Urabstimmung über den Streik - schon jetzt zeichnet sich ab: Das Bahnreisen dürfte wochenlang zum Ärgernis werden.

Alle Zeichen stehen auf Streik: Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat am Montag in Frankfurt am Main mit der Auszählung ihrer Urabstimmung begonnen. Mit Ergebnissen rechnet der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky am frühen Nachmittag.

GDL-Warnstreik in Köln: Kampfmaßnahmen der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) behinderten bereits im Februar den Schienenverkehr erheblich. (Foto: dpa)

Mit der Abstimmung entscheiden die Gewerkschaftsmitglieder über eine Ausweitung des Arbeitskampfs, über reguläre und längere Streiks. Weselsky rechnet mit einer hohen Beteiligung und einer "hohen Zustimmung für diesen Arbeitskampf".

In der Folge "werden wir noch in dieser Woche die Arbeitskampfmaßnahmen ausweiten", sofern die Arbeitgeber kein neues Angebot vorlegten, sagte der GDL-Chef.

Dabei werde der Güterverkehr stärker einbezogen. Aber auch der Personenverkehr werde weiter bestreikt. Mehr als 20.000 Briefe seien zur Abstimmung an die aktiven Gewerkschaftsmitglieder versendet worden.

Das Angebot einer Schlichtung durch Ex-Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) wies Weselsky zurück: "Ich sehe uns momentan nicht im Zustand einer Schlichtung. Wir haben gescheiterte Verhandlungen. Solange die Arbeitgeberseite keine veränderten Angebote macht, werden wir auch nicht von den Arbeitskämpfen ablassen."

Die Auszählung soll am Nachmittag zwischen 14.00 und 15.00 Uhr beendet sein. Dann will sich die Gewerkschaft erneut äußern.

Bereits drei Warnstreiks

Mit Blick auf mögliche Auswirkungen auf die Wirtschaft durch ausgeweitete Streiks sagte Weselsky, man bestreike in erster Linie die Deutsche Bahn und die Arbeitgeber bei den anderen Eisenbahnverkehrsunternhemen. Mit der Wirkung auf die Produktion in verschiedenen Bereichen gehe man verantwortungsvoll um.

In den vergangenen Wochen hatte die GDL bereits an drei Tagen mit Warnstreiks für erhebliche Behinderungen im Zugverkehr gesorgt. Die Gewerkschaft fordert in der seit Sommer 2010 andauernden Tarifrunde einheitliche Löhne und Gehälter für alle 26.000 Lokführer in Deutschland, egal ob sie Fern-, Nah- oder Güterzüge fahren. In einem Flächentarifvertrag soll ein Entgelt festgeschrieben werden, dass bei 105 Prozent des DB-Niveaus liegt.

Auf Kritik stößt die GDL indes bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Es gehe den Lokführern nicht um den Tarifkonflikt, sagte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner am Montag im rbb-Inforadio.

Entsolidarisierung der Gesellschaft

Ihr Ziel sei es stattdessen, mehr Mitglieder als die Schwestergewerkschaft zu bekommen. Kirchner sehe die Gefahr einer Entsolidarisierung der Gesellschaft, wenn jede Berufsgruppe für sich "vom Kuchen immer ein größeres Stück abschneidet als die anderen". "Im Bereich Bahn gibt es jede Menge Beschäftigtengruppen, die mindestens oder sogar noch ein höheres Druckpotenzial erzeugen können als die GDL", sagte Kirchner.

Er kritisierte auch mögliche längere Streiks: "Wenn es aber darum geht, dass in Zukunft nur noch Ergebnisse erzielt werden, wenn man möglichst lange und häufig streikt, dann kriegen wir eine andere Republik, eine andere Gesellschaft."

Die EVG hatte im Januar in einem Schlichtungsverfahren erstmals einen Branchentarifvertrag für den regionalen Schienenverkehr in Deutschland erwirkt. Für rund 31 000 Beschäftigte der Bahn-Regionaltochter DB Regio und sechs großer Konkurrenten gilt seitdem in den einzelnen Entgeltgruppen das gleiche Einkommen.

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