Lokführer kritisieren Bahn:"Notfallpläne haben mehr angerichtet als der Streik"

Die Lokführergewerkschaft will die Bahn wieder an den Verhandlungstisch zwingen - und droht mit einer Fortsetzung des Streiks am Montag.

Die Lokführergewerkschaft GDL schließt eine Fortsetzung der Bahnstreiks am Montag nicht aus. Das sagte der stellvertretende GDL-Vorsitzende Günther Kinscher am Freitag in einem Interview des Senders n-tv.

Die Gewerkschaft hoffe, dass der Bahnvorstand an den Verhandlungstisch zurückkehre, sagte er. Dies sei im Moderationspapier vereinbart. Die GDL wolle nicht streiken, betonte Kinscher. Sie werde neue Streiks rechtzeitig ankündigen, um die Bahnkunden nicht zu verärgern.

Regionalverkehr um 50 Prozent reduziert

Zugleich überlegt die GDL nach den Worten Kinschers weitere juristische Schritte. Gegebenenfalls werde der Instanzenweg beschritten, erklärte er. Das Arbeitsgericht Chemnitz hatte in der Nacht entschieden, dass die GDL im Regionalverkehr, aber nicht im Fern- und Güterverkehr streiken darf.

Zu den Folgen des dreistündigen Streiks sagte Kinscher: "Die Notfallpläne haben mehr angerichtet als der Streik." GDL-Chef Manfred Schell sagte ebenfalls auf n-tv, die Bahn habe das Zugangebot im Regionalverkehr um 50 Prozent reduziert.

"Das wäre schon mal die Hälfte. Und dann, was unsere Leute dazu beigetragen haben, das was mir aus Deutschland bekannt ist, da ist die Situation aus unserer Sicht, aus Sicht der GDL, positiv zu bewerten."

Schell kritisierte das Urteil des Chemnitzer Arbeitsgerichts als nicht nachzuvollziehen. "Wir sind nach Chemnitz gefahren, um durch das Gericht dort verboten zu bekommen, im Nahverkehr Arbeitskampf durchzuführen. Während des Prozesses ist Fernverkehr und Güterverkehr nachgereicht worden, und das Ergebnis ist: Jetzt dürfen wir im Nahverkehr streiken, aber nicht im Fernverkehr und im Güterverkehr."

Der Gewerkschaftsvorsitzende kritisierte, Bahnchef Hartmut Mehdorn sei nicht bereit zu Verhandlungen und komme dann "mit seinen ominösen Angeboten". Schell sagte: "Das kann's nicht sein. Das kann mit Sicherheit auch nicht so weitergehen." Der GDL bleibe nichts anderes übrig als zu streiken - "auch mit dem Nachteil für unsere Fahrgäste."

Appelle des Bundesverkehrsministers an die Tarifparteien würden nicht helfen, sagte der GDL-Chef. "Da muss ein deutlicheres Wort geredet werden." Die Lokführergewerkschaft fordert für ihre Mitglieder einen eigenständigen Tarifvertrag und bis zu 31 Prozent mehr Geld für das Fahrpersonal. Die Bahn lehnt einen separaten Tarifvertrag ab.

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