Vor knapp 20 Jahren zog sich der britische Wirtschaftsprüfer Rupert Hoogewerf zusammen mit zwei Studenten in eine Shanghaier Bibliothek zurück. Das Ziel: Die erste Reichenliste Chinas. Nach drei Monaten waren sie fertig. 50 Namen hatten sie zusammengetragen. Auf der ersten Liste stand genau ein einziger Dollar-Milliardär. Wer damals mehr als sechs Millionen Dollar besaß, schaffte es unter die reichsten 50 Chinesen.
Seitdem erstellt Hoogewerf, den sie in China Hu Run nennen, alljährlich seine Liste, den Hurun-Report. Die aktuelle Fassung, hat er Ende vergangener Woche vorgestellt, sie umfasst 2130 Namen, verzeichnet ist, wer mindestens 300 Millionen Dollar besitzt. 647 von ihnen verfügen inzwischen über ein Vermögen von einer Milliarde Dollar. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es mehr Super-Reiche als in der Volksrepublik. Die Welthauptstadt der Vermögenden ist längst nicht mehr New York oder London, sondern das vom Smog geplagte Peking.
Der reichste Chinese ist derzeit ein Bauunternehmer: Xu Jiayin ist 59 Jahre alt und der Chef des südchinesischen Immobilienkonzerns Evergrande. Auf 43 Milliarden Dollar schätzt Hurun seinen Reichtum. Innerhalb nur eines Jahres konnte Xu Jiayin, vor allem aufgrund der absurd steigenden Immobilienpreise, sein Vermögen um satte 30 Milliarden Dollar steigern.
213 der reichsten Chinesen pflegen sehr enge Beziehungen zur Kommunistischen Partei
Wang Jianlin, der Spitzenreiter der vergangenen zwei Jahre, rutschte dagegen auf den fünften Platz ab. Sein Immobilien- und Unterhaltungskonzern Dalian Wanda sorgte zuletzt mit dem Kauf des Hollywood-Studios Legendary für 3,5 Milliarden Dollar für Aufmerksamkeit. Um Kredite bedienen zu können, musste sich Dalian Wanda im Sommer von mehreren Hotels und Vergnügungsparks trennen. Auch machen strengere Regeln für Auslandsübernahmen dem Konzern zu schaffen. Das Vermögen von Wang Jianlin und seiner Familie schrumpfte um 28 Prozent auf 23 Milliarden Dollar.
Auf Platz zwei des Rankings landete Ma Huateng, der Chef des Internetkonzerns Tencent. Sein Vermögen wird mit 37 Milliarden Dollar angegeben. Auf Rang drei folgt mit 30 Milliarden Jack Ma, der Gründer von Alibaba, dem führenden chinesischen Onlinehandelshaus. Nach Angaben von Rupert Hoogewerf, pflegen viele Reiche beste Beziehungen in höchste Kreise der Kommunistischen Partei. So sitzen 213 der reichsten Chinesen im Volkskongress, dem nur einmal jährlich tagenden Parlament, oder sind Mitglied der beratenden politischen Konsultativkonferenz.