Linde:Entscheidung nächste Woche

Der Münchner Gaskonzern und das amerikanische Unternehmen Praxair wollen sich auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung über die Modalitäten des Zusammenschlusses einigen.

Von Karl-Heinz Büschemann

Der geplante Zusammenschluss der Gasekonzerne Linde und Praxair geht in die letzte Runde. Bei der Münchner Linde AG ist zu erfahren, dass die Entscheidung über das Zusammengehen beider Unternehmen sowohl im Vorstand als auch im Aufsichtsrat in der kommenden Woche fallen soll. Dazu ist eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung angesetzt worden. Am Mittwoch hatten sich die Verhandlungsgruppen von Linde und Praxair auf die Bedingungen für den Zusammenschluss geeinigt, der den größten Industriegaseanbieter der Welt mit einem Unternehmenswert von etwa 60 Milliarden Euro formen soll. Das neue Unternehmen mit Namen Linde soll vom bisherigen Praxair-Sitz in Danbury/Connecticut von Praxair-Chef Steve Angel geführt werden. Auch das Führungsgremium von Praxair muss der jetzt beschlossenen Vereinbarung noch zustimmen.

Dass der Linde-Aufsichtsrat unter Führung des früheren Unternehmenschefs Wolfgang Reitzle den Plan gutheißen wird, gilt als sicher. Unklar ist aber, ob Reitzle im Aufsichtsrat auf den Widerstand der kompletten Arbeitnehmerbank stoßen wird. Die Gewerkschaften IG Metall und IG BCE lehnen Reitzles Plan kategorisch ab und zeigten sich zuletzt nicht kompromissbereit. Mitarbeiter fürchten, durch den Zusammenschluss mit Praxair werde Linde seine Identität als deutsches Unternehmen verlieren. Zudem geht die Furcht vor dem Verlust von Arbeitsplätzen um. Auch Aktionäre sind skeptisch. Bei der Linde-Hauptversammlung am 10. Mai war Reitzles Fusionsplan auf Zurückhaltung gestoßen.

Reitzle, der als Treiber hinter dem Fusionsvorhaben steht, hatte für den Fall der Ablehnung durch die Arbeitnehmerbank angekündigt, die Fusion im Aufsichtsrat mit seiner entscheidenden Zweitstimme durchzusetzen. Eine wichtige Entscheidung gegen die Stimmen der Arbeitnehmer durchzuboxen, ist in Deutschland ungewöhnlich.

Aufsichtsratschef Reitzle hatte zuletzt versprochen, er wolle seine Kritiker im Aufsichtsrat von seinem Vorhaben überzeugen. Wie es heißt, will er Frank Sonntag, den Vorsitzenden des Betriebsrates des Linde-Werkes in Dresden, sowie die Vertreterin der Leitenden Angestellten im Aufsichtsrat, Anke Couturier, zur Zustimmung oder zur Stimmenthaltung bewegen.

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