Limonade:Die doppelte Matroschka

Limonade: Ähnlich oder kopiert? Die linke Matroschka vermarktet ein Hamburger Getränk, die rechte eines in Israel.

Ähnlich oder kopiert? Die linke Matroschka vermarktet ein Hamburger Getränk, die rechte eines in Israel.

(Foto: OH)

Zwei Dosen, zwei Kultgetränke, ein Design. Zufall? TV-Moderator Joko Winterscheidt glaubt: Schweppes hat ein Limo-Start-up kopiert.

Von Katrin Langhans

Ein Kopftuch, blondes Haar, das eine Auge zwinkert - auf den ersten Blick ähneln sich die Matroschkas auf den Dosen schon sehr. Die eine vermarktet eine Ingwerlimonade im Retrolook aus Hamburg; die andere ein Kultgetränk aus Israel, darauf prangt der Schriftzug: Schweppes. Beide Getränke sollen der ideale Mixpartner von Wodka sein. So schreiben es die Hamburger auf ihrer Webseite - und die Israelis direkt auf ihre Dose.

Zwei Marken, zwei Märkte, ein Konzern und ein kleines Start-up. Zufall, oder hat da einer vom anderen abgekupfert? Für Hesam Montazer, den Geschäftsführer der Hamburger Marke Herbal Moscow mutet die Getränkedose der Schweppes-Konkurrenz aus Israel geradezu wie eine Kopie an. Entdeckt hat er sie durch einen Lieferanten, der ihm die Dose aus Israel mitgebracht hat. Erbost über die Ähnlichkeit des Designs, das er mitentworfen hat, postet er am Montag auf Facebook ein Bild des Konkurrenzproduktes und schreibt: "Traditionsmarke ohne Stil!" Gerade einmal ein User teilt den Post, etwas mehr als hundert User "liken" ihn.

Vermutlich wäre die Geschichte hier verpufft, wäre da nicht der TV-Moderator Joko Winterscheidt von der Sendung "Circus Halligalli", der mit Montazer befreundet ist. Joko entdeckt den Post und pöbelt eine Stunde später auf Facebook: "Ein Multimillionen-Unternehmen wie Schweppes kopiert den Drink meines Freundes Herbal Moscow und ich frage mich! Ist das fair?! Macht sie bitte fertig! Danke!!! Share it!!!"

User kritisieren Joko Winterscheidt

Joko Winterscheidts Anhänger teilen den Post bereitwillig, binnen zwei Tagen mehr als 5000 Mal. Nur: Für das Spiel "David gegen Goliath" interessieren sich die wenigsten. Vielmehr steht Joko im Visier, weil er auch in der Werbung tätig ist, als das Gesicht des Getränks "die Limo" von Granini. Ein User schreibt: "Geiler Typ. Jeden zweiten Tag Werbung schalten und nun zum öffentlichen Boykott von Firmen aufrufen." Andere User zweifeln neben Jokos Glaubwürdigkeit auch die Originalität der Idee an: "Weil ja auch eine Matroschka so ein ungewöhnliches Motiv für ein russisch-thematisiertes Getränk ist. Teufel noch eins. Da konnte niemand mit rechnen." Ein bisschen recht haben sie vermutlich beide.

Etwas verwunderlich ist die Reaktion von Schweppes. Die sagen, sie hätten mit der Sache gar nichts zu tun, auch wenn groß der Schriftzug "Schweppes" auf dem Produkt stehe. Der Süddeutschen Zeitung teilt das Unternehmen mit, es gebe für Schweppes in "unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Markeneigentümer". Das Produkt werde in Israel von Coca-Cola angeboten, man könne die Sache nicht kommentieren. Coca-Cola schrieb zunächst, man sei nicht zuständig für das Produkt. Am Mittwoch teilte der Konzern mit, die Central Central Bottling Company sei verantwortlich, und man selbst sei nicht mit diesem Unternehmen verbunden. Am Freitag korrigierte Coca-Cola, dass auch die Cenral Bottling Company nicht zuständig sei, Schweppes müsse die Antwort geben.

So kann oder will die Frage, ob und wer wen kopiert hat, von Schweppes' Seite niemand so recht beantworten. Und Montazer sagt, er wolle nicht rechtlich gegen den Konkurrenten vorgehen, weil er weder "die Zeit, Energie, noch die tiefen Taschen" dafür hätte. David gegen Goliath? Zu riskant. Eins aber macht ein wenig stutzig. Herbal Moscow wird nach Angaben Montazers seit mehr als einem Jahr verkauft. Schweppes Israel hat - jedenfalls auf Facebook - mit einem Foto erst im Mai 2015 Werbung für sein Matroschka-Getränk gemacht.

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