Liechtensteins Regierungschef:"Das Modell Steueroase ist nicht zukunftsfähig"

Liechtenstein's PM Adrian Hasler gestures during an interview with Reuters in Vaduz

Der Liechtensteiner Regierungschef Adrian Hasler betont, dass sein Land mittlerweile längst keine Steueroase mehr sei.

(Foto: REUTERS)

Liechtenstein hat noch immer den Ruf eines Steuerparadieses. Regierungschef Adrian Hasler findet das ungerecht - und erklärt, warum das Land auf keinen Fall der EU beitreten will.

Von Uwe Ritzer

Jahrzehntelang galt das Fürstentum Liechtenstein als ein beliebtes Versteck für Schwarzgeld. Noch immer taucht das Land auf einer EU-Liste jener Länder auf, die in Steuerfragen unkooperativ sind - zu unrecht, findet Regierungschef Adrian Hasler. "Unsere Banken verlangen von jedem Neukunden den Nachweis, dass er das Geld, das er anlegen will, ordentlich versteuert hat", sagt der Politiker im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Sein Land sei daher "definitiv keine Steueroase" mehr.

Und auch weltweit geht die Zeit der Steueroasen zu Ende, glaubt Hasler. "Es wird immer schwieriger werden, Geld zu verstecken", so der Regierungschef. Das Modell Steueroase sei einfach nicht mehr zukunftsfähig. Hart kritisiert Hasler in diesem Zusammenhang Amerika: "Für mich ist es völlig unverständlich, dass die USA anderen auf die Füße treten und ihre Unternehmen aber aktiv Werbung machen für gewisse Finanzkonstruktionen in Delaware."

Der EU rät er in Steuerfragen zu durchgreifenden Reformen. Die Staatengemeinschaft blockiere sich bei wichtigen Fragen wie etwa dem Flüchtlingsthema selbst. Anstatt als Werteunion solle sich die EU lieber als reine Wirtschaftsgemeinschaft ausrichten. "Wenn man den engen politischen Zusammenschluss nicht hinbekommt, sollte man sich vor allem wirtschaftlich ausrichten und den gemeinsamen Markt in den Mittelpunkt stellen", so Hasler.

Selbst Mitglied der EU werden will das zwischen Österreich und der Schweiz gelegene Fürstentum aber auf keinen Fall. Liechtenstein seit seit mehr als 20 Jahren Mitglied im Europäischen Wirtschaftsraum - das sei für die dort ansässigen Unternehmen "eminent wichtig", aber es sei auch ausreichend. "Wir hätten nicht die personellen Kapazitäten, um eine EU-Mitgliedschaft zu stemmen", sagte Hasler.

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