Libor-Skandal:Tonbänder bei Deutscher Bank aufgetaucht

Deutsche Bank in Frankfurt

Hat das Top-Management der Deutschen Bank von den Absprachen bei Zinssätzen gewusst? Das Kreditinstitut schweigt vorerst.

(Foto: REUTERS)

Haben einzelne Händler getrickst, oder steckt hinter der Affäre um den wichtigen Zinssatz doch ein System? Nach SZ-Informationen haben Ermittler bei der Deutschen Bank Tonbänder gefunden, die auf Absprachen hinweisen. Das Geldinstitut hält sich vorerst bedeckt.

Von Andrea Rexer, Frankfurt

Bei den Ermittlungen zum Libor-Skandal bei der Deutschen Bank sind neue Tonbänder aufgetaucht, berichtet die Süddeutsche Zeitung in ihrer Samstagsausgabe. Der Fund stammt aus den Londoner Büros des Finanzinstituts und betrifft Mitschnitte, auf denen hohe Manager der Bank zu hören sind. Darunter sollen auch Führungskräfte sein, die inzwischen im erweiterten Vorstand der Bank sitzen.

Seit zwei Jahren ermitteln die Behörden im sogenannten Libor-Skandal. Dabei geht es um den Verdacht, dass Mitarbeiter von Banken wie Barclays, RBS, Deutscher Bank oder UBS Zinssätze wie den Libor manipulierten, um daraus bei Geschäften Vorteile zu ziehen. Libor ist die Abkürzung für London Interbank Offered Rate. Der Zinssatz wird täglich von den wichtigsten Banken in London festgelegt. Der Libor drückt aus, zu welchem Zinssatz Banken Geld an andere Geldhäusern verleihen oder sich selbst leihen können.

Unklar ist bislang, ob nur einzelne Händler tricksten, oder ob hinter der Affäre um den Zinssatz doch ein System steckte. Nach SZ-Informationen sollen die nun gefundenen Tonbänder auf weitergehende Absprachen hinweisen. Die Deutsche Bank soll die Tonbänder nach dem Fund ohne Zeitverzug an die Wirtschaftsprüfer weitergegeben haben, die im Auftrag der Finanzaufsicht Bafin eine Sonderprüfung durchführen.

Die Behörde will im Herbst einen Abschlussbericht zum Libor-Skandal vorlegen. Die Deutsche Bank wollte den Fund nicht kommentieren, verwies aber darauf, dass sie mit den Behörden zusammenarbeite.

Zudem muss die Deutsche Bank nach SZ-Informationen an das Arbeitsgericht Frankfurt ein Bußgeld in der Höhe von knapp 100.000 Euro zahlen. Der Bescheid wurde der Bank bereits zugestellt, sie hat keinen Widerspruch eingelegt. Der Fall steht im Zusammenhang mit der Klage vier ehemaliger Libor-Händler, die gegen ihre Kündigung juristisch vorgehen. Das Institut wurde in erster Instanz dazu verurteilt, die vier Händler wieder zu beschäftigen. Dem kam die Bank zwar nach, setzte die Mitarbeiter entgegen den Vorgaben des Gerichts jedoch an eine andere Position. Die Bank wollte den Vorgang nicht kommentieren.

Lesen Sie den kompletten Report im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung oder in der digitalen Ausgabe.

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