Leo Kirch vs. Deutsche Bank:Ein schwieriger Frieden

Lesezeit: 2 min

Das Landgericht München will Leo Kirch und die Deutsche Bank zu einem Vergleich bewegen. So einfach geht das nicht - der jahrelange Streit hat tiefe Wunden hinterlassen.

Martin Hesse

Er ist der Deutschen Bank lästig wie eine Wespe im Hemdkragen. Er überzieht sie seit sechs Jahren mit Klagen. Er will 3,5 Milliarden Euro. Leo Kirch ist der Erzfeind der Deutschen Bank. Und während Bankchef Josef Ackermann die schwere Finanzkrise offenbar weitgehend abgeschüttelt hat, sticht die Wespe im Hemdkragen noch immer. Jetzt aber hat das Landgericht München beiden Seiten Mediationsgespräche vorgeschlagen.

Leo Kirch - seit Jahren im Clinch mit dern Deutschen Bank. (Foto: Foto: AP)

Doch das Misstrauen ist groß. Zwar hat Kirch signalisiert, dass er zu Gesprächen bereit ist. Das sei er aber immer gewesen, heißt es in seinem Umfeld. Die Deutsche Bank will das Gesprächsangebot des Gerichts prüfen, spätestens Ende September muss sie sich entscheiden. Jetzt werden beide Seiten sondieren, wo die Kompromisslinie verlaufen könnte. Letztlich wird es eine Frage des Geldes sein, heißt es in mit der Situation vertrauten Kreisen.

Außerdem dürften sich Kirch und die Bank wohl nur über eine Vergleichszahlung einig werden, wenn damit alle Verfahren vom Tisch sind, die Kirch gegen das Kreditinstitut angestrengt hat, auch wenn es formal jetzt nur um eine einzige Schadenersatzklage über mehr als eine Milliarde Euro geht.

Die Pleite der Kirch-Holding

Angefangen hatte alles im Februar 2002. Kirchs Konzern steckte schon in erheblichen Schwierigkeiten, als Rolf Breuer, damals Chef der Deutschen Bank, in einem Interview sagte: "Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis Fremd- oder Eigenmittel zur Verfügung zu stellen." Zwei Monate später war die Kirch-Holding pleite. "Erschossen hat mich der Rolf", erklärte Kirch später in einem Satz, warum er und seine Anwälte seit 2002 mehr als 30 Klagen gegen die Deutsche Bank und Breuer angestrengt haben.

Doch die Gerichte mochten Kirchs Sichtweise, allein Breuer sei verantwortlich für den Zusammenbruch seines Medienreiches, nicht teilen. Im Januar 2006 entschied der Bundesgerichtshof zwar, dass Kirch grundsätzlich Schadenersatz von der Deutschen Bank und Breuer zusteht. Allerdings sprachen die Richter lediglich der Kirch-Gesellschaft Print Beteiligungs GmbH Ansprüche zu, die Verträge mit der Deutschen Bank hatte. Kirch wollte Geld für alle Firmen seines Imperiums. Mit einer Klage der Gesellschaft KGL Pool, in der 17 Kirch-Gesellschaften ihre Forderungen gegen die Deutsche Bank bündelten, scheiterte der Unternehmer Ende März 2009. Über die Frage, wie viel Schadenersatz der Print Beteiligung zusteht, hat nun das Landgericht München zu entscheiden - wenn es nicht zum Vergleich kommt.

Anläufe für eine außergerichtliche Einigung soll es schon früher gegeben haben. Clemens Börsig soll 2006 einen Vergleich ausgehandelt haben, kurz nachdem er Breuer, der über die Kirch-Affäre gefallen war, als Aufsichtsratschef beerbt hatte. In letzter Minute habe die Deutsche Bank zurückgezogen, hieß es damals aus dem Kirch-Lager.

Die Bank hatte stets dementiert, dass es Verhandlungen gab. Dass ausgerechnet Börsig den Vorstoß unternommen haben soll, ist auch deshalb pikant, weil er im Frühjahr 2006 Informationen über den Anwalt Michael Bohndorf einholen ließ, weil er in ihm einen Verbündeten Kirchs sah. Von der Bank beauftragte Detektive schnüffelten auch in Kirchs Umfeld. Ob Börsig davon wusste, ist unklar. Der Vorgang, der in diesem Sommer als Spitzelaffäre bekannt wurde, beschäftigt Finanzaufsicht und Staatsanwalt noch immer.

All das dürfte eine Einigung zwischen Kirch und der Deutschen Bank erschweren. Doch der Wunsch, die leidige Affäre zu beenden, wächst in den Führungsgremien der Bank. Und auch der 82-jährige, schwerkranke Kirch möchte offenbar das Kapitel Deutsche Bank noch in diesem Leben abschließen.

© SZ vom 05./06.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: