Leo Kirch:Der Richter und der Banker

Die Handelskammer weist eine Millionenklage gegen Leo Kirch ab - und findet harte Worte für Rolf Breuer.

Von Daniela Kuhr

Vielleicht haben in der Kardinal-Faulhaber-Straße 15 in München am Freitag sogar die Champagnerkorken geknallt. Grund zum Feiern gab es jedenfalls für den früheren Medienunternehmer Leo Kirch, der dort sein Büro hat. Am Morgen hatte das Landgericht München die Millionenklage des Insolvenzverwalters Kurt Bruder gegen Kirch und fünf weitere ehemalige Geschäftsführer der Taurus-Holding, der einstigen Dachgesellschaft der Kirch-Gruppe, in vollem Umfang abgewiesen.

Leo Kirch

Hat gut lachen: Die Handelskammer hat eine Millionenklage gegen Ex-Medienmogul abgeschmettert.

(Foto: Foto: ddp)

Bruder, der bei dem Prozess von der Deutschen Bank unterstützt wurde, habe die streitigen Zahlungen nicht belegen können, entschied der Vorsitzende Richter Martin Scholz. Außerdem habe er den Beklagten trotz Aufforderung durch das Gericht keine Akteneinsicht gewährt. Daher sei die Klage abgewiesen worden. "Es gibt unangenehmere Tage", sagte Kirch-Vize Dieter Hahn nach der Urteilsverkündung zur Süddeutschen Zeitung. Er hatte ebenfalls zu den Beklagten gezählt.

Schelte für die Intimfeinde

Es war gar nicht so sehr das Urteil selbst, das bei Kirch und seinen Gefolgsleuten für Freude sorgte. "Die Klage hat uns nie Kopfzerbrechen bereitet", sagte Hahn. Vielmehr waren es die begleitenden Worte des Richters, die Hochgefühle auslösten. Denn wer dabei extrem schlecht wegkam, waren die Deutsche Bank und ihr früherer Vorstandssprecher Rolf Breuer - Kirchs Intimfeinde.

Das Verfahren habe ein "besonderes Gschmäckle", sagte Richter Scholz. Die Klage wirke wie eine "Retourkutsche" zu dem jahrelangen Streit zwischen Kirch und der Deutschen Bank. Deren früherer Vorstandssprecher Rolf Breuer hatte im Februar 2002 in einem Fernsehinterview Kirchs Kreditwürdigkeit angezweifelt. Seit dem Zusammenbruch seiner Mediengruppe streitet der Unternehmer daher mit der Bank um Entschädigungszahlungen. Beim Landgericht München ist ein Verfahren anhängig, in dem er 1,6 Milliarden Euro verlangt. Die Deutsche Bank dagegen steht auf dem Standpunkt, Kirch sei schon vor dem Interview pleite gewesen.

Neun Millionen Euro an den Insolvenzverwalter gezahlt

Als Bruder Anfang des Jahres plötzlich den Medienunternehmer und seine Vertrauten auf neun Millionen Euro verklagte, weil sie 2002 noch Zahlungen veranlasst haben, als die Taurus längst insolvent gewesen sein soll, wurde dahinter indirekt die Deutsche Bank vermutet. Im Juli bestätigte das Geldhaus der SZ, dass es Bruder "finanziell und mit Informationen" versorge. Rund neun Millionen Euro zahlte die Bank an den Insolvenzverwalter, im Gegenzug erhoffte sie sich wertvolle Informationen für die Prozesse mit Kirch. "Irgendwie steht die Deutsche Bank damit als Kläger da", sagte Richter Scholz am Freitag. "Der Insolvenzverwalter ist nur noch eine prozessuale Hülle." Man müsse mit ihm "aber nicht viel Mitleid haben", fügte er ironisch hinzu. "Schließlich hat er für Forderungen, die das Gericht mit null bewertet hat, neun Millionen Euro von der Deutschen Bank erhalten."

Die Äußerung Breuers habe natürlich nicht über Nacht zur Insolvenz von Kirch geführt, stellte Scholz klar, aber sie habe "wie ein schleichendes Gift" gewirkt. In einem Parallelverfahren am Landgericht liege jetzt ein Sachverständigengutachten vor, nach dem die Taurus auch am 26. Februar 2002 noch zahlungsfähig und nicht überschuldet war, sagte der Richter, der aus seinem Unmut über das Geldhaus keinen Hehl machte. Er selbst habe auch eine Banklehre absolviert. "Hätte ich damals eine Äußerung wie Herr Dr. Breuer gemacht, hätte man mich unangespitzt in den Boden gerammt und hochkant rausgeworfen."

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