Lektionen:Ein Rapper für die Manager

Will.i.am - Photocall

Vielleicht kommt das nächste Facebook aus einem Ghettoviertel: Der Rapper Will.i.am versucht, Jugendlichen einen Weg zu weisen.

(Foto: Tracey Nearmy/dpa)

Will.i.am erzählt vom weiten Weg aus dem Ghetto. Er kämpft dafür, dass es auch andere schaffen.

Von Ulrich Schäfer

Er ist im Osten von Los Angeles groß geworden, in einem dieser finsteren Viertel, in denen die Gangs das Sagen haben, Gewalt herrscht und, wie der Rapper Will.i.am den Anzugträgern im Kongresszentrum von Davos erzählt, "jeden Tag ein Desaster passiert": Überfälle, Vergewaltigungen, Schießereien. Doch die Mutter von William Adams, so sein eigentlicher Name, wollte damals, dass er etwas lernt und schickte ihn auf eine bessere Schule, eineinhalb Stunden mit dem Bus entfernt. "Vor meiner Mutter", erzählt der 40-Jährige, "hatte ich mehr Angst als vor den Gangs".

Drei Jahrzehnte später ist Will.i.am ein erfolgreicher Musiker, der weit über 60 Millionen Musikalben verkauft hat, ein Produzent, der mit Michael Jackson oder Britney Spears gearbeitet hat und ein Unternehmer, der die Kopfhörer-Firma Beats mitgegründet hat. Und er kämpft dafür, dass es auch andere Kids aus den Ghettos nach oben schaffen. Deshalb steht er am Dienstagabend auf der Bühne des Weltwirtschaftsforums in Davos und nimmt den Crystal Award entgegen, mit dem das Forum alljährlich jene auszeichnet, die sich sozial engagieren, gegen die Armut kämpfen oder für eine saubere Umwelt kämpfen.

Will.i.am hat eine Stiftung gegründet namens i.am.angel, sie unterstützt Kinder in jenem Viertel, in dem er groß geworden ist, und in anderen Ghettos von L. A. Der Rapper will erreichen, dass seine Schützlinge die Schule besuchen und später einen guten Job bekommen. Deshalb vergibt er Stipendien, anfangs an 60 Kinder, mittlerweile an 320. Der erste Jahrgang hat den Abschluss geschafft, die Noten, erzählt Will.i.am, hätten sich im Laufe der Jahre beständig verbessert. Einer der Stipendiaten hat es sogar auf das berühmte MIT geschafft, die Elite-Uni in Boston.

"Wenn nur ein Kind aus diesem Viertel später richtig erfolgreich ist, kann das die ganze Gegend für immer verändern", sagt der Rapper. Sein einziges Ziel sei es, diese ein oder zwei Kids zu finden. Und die sollten dann bitte nicht Musiker werden, so wie er: "Ich wünsche mir, dass diese Kinder so wie Steve Jobs sein wollen, ich will keinen zweiten Stevie Wonder hervorbringen." Wenn ihm das gelinge, dann, so glaubt der Rapper, "kommt das nächste Facebook vielleicht aus Compton". Also aus einer besonders berüchtigten Gegend in Los Angeles. Und nicht aus dem Silicon Valley.

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