Lebensversicherung:Allianz zahlt weniger Zinsen

Allianz Ahead Of 2009 Earnings

"Das gegenwärtige Niedrigzinsumfeld setzt die Rentabilität der Versicherer unter Druck", heißt es von Eiopa. Das betrifft selbst die starke Allianz.

(Foto: Sean Gallup/Getty Images)

Den Schritt begründet der Lebensversicherer mit den Niedrigzinsen. Konkurrenten können wohl kaum mithalten.

Von Anne-Christin Gröger und Jonas Tauber, Berlin/Köln

Wer eine Lebensversicherung der Allianz sein eigen nennt, bekommt 2016 weniger auf die angesparten Beträge gutgeschrieben. Der Versicherer hat eine Absenkung der Überschussbeteiligung um 0,3 Prozentpunkte bekanntgegeben und den Schritt mit den Niedrigzinsen begründet.

Im kommenden Jahr gibt es bei klassischen Lebensversicherungen mit Zinsgarantie eine laufende Verzinsung von 3,1 Prozent auf den Sparanteil, der bei den meisten Verträgen etwa 90 Prozent der vom Kunden gezahlten Beiträge ausmacht. Der Rest geht für Provisionen und Verwaltung drauf. Beim alternativen Vorsorgeprodukt "Perspektive", das nur den Beitragserhalt garantiert, schreibt die Allianz 3,2 Prozent gut. Im Vorjahr waren es 3,4 Prozent beziehungsweise 3,5 Prozent.

Vielen anderen dürfte es schwerfallen, ihren Kunden eine ähnliche Verzinsung zuzusagen

Wer einen Altvertrag mit einer Garantie von vier Prozent oder 3,5 Prozent hat, erhält diesen Garantiezins auch 2016 gutgeschrieben, aber nichts darüber hinaus. Fondsgebundene Policen sind gar nicht von der Entscheidung betroffen.

Alf Neumann, Vorstandsmitglied der Allianz Leben, lobte die 3,1 Prozent. "Das ist angesichts der Niedrigzinsen immer noch eine sehr hohe Verzinsung", sagte er der SZ. Die Gesamtverzinsung inklusive anderer Überschussbestandteile, die erst bei Ablauf gezahlt werden und nicht garantiert sind, weist die Allianz mit 3,7 Prozent in der Klassik und 4 Prozent bei "Perspektive" aus.

Vielen anderen Gesellschaften dürfte es schwer fallen, eine ähnliche Verzinsung zuzusagen. Die kapitalkräftige Allianz hat ihren Anteil am Neugeschäft von 15 Prozent 2001 auf 30 Prozent 2014 gesteigert - zu Lasten von Wettbewerbern. Dieser Trend dürfte weitergehen.

Das Dilemma: Die Lebensversicherer haben in der Vergangenheit Verträge mit einer garantierten Verzinsung von bis zu vier Prozent verkauft. Die Altlasten sorgen für große Probleme, weil die Zinsen so niedrig sind. Im Neugeschäft suchen die Gesellschaften Alternativen ohne Zinsgarantie, bei der Allianz ist es die "Perspektive".

Neumann sagte, ein Ausstieg aus dem Geschäft mit klassischen Policen sei nicht geplant, solange sie nachgefragt werden. "Und die Nachfrage ist, wenn auch rückläufig, weiter vorhanden." Der Konzern erwartet hier allerdings mittelfristig einen deutlichen Rückgang. Im Oktober hatte Markus Faulhaber, Chef der Allianz Lebensversicherung, von klassischen Policen abgeraten. Aus Kundensicht sei der Kauf nicht mehr sinnvoll, sagte er damals.

Vor den Folgen der niedrigen Zinsen für die Lebensversicherer warnte nun auch die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa in Frankfurt. Die EU-Behörde macht sich vor allem Sorgen wegen eines möglichen "Doppeltreffers". Dabei steigen die Verpflichtungen der Versicherer gegenüber Kunden, während gleichzeitig die Vermögenswerte sinken. Das erklärte Eiopa in ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht. "Ein solches Szenario trifft Versicherer und Rückversicherer äußerst negativ", schreiben die Aufseher. Besonders betroffen sind die Lebensversicherer. Sie müssen sich bei der Wiederanlage von Kundengeldern mit geringeren Renditen zufriedengeben. "Das gegenwärtige Niedrigzinsumfeld setzt die Rentabilität der Versicherer unter Druck und zwingt sie zu einer ,Jagd auf Rendite'", befürchtet Eiopa. Sie geht davon aus, dass die zum Jahreswechsel in Kraft tretenden EU-Eigenkapitalregeln Solvency II die Widerstandsfähigkeit der Versicherer verbessern werden.

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