Lebensversicherer:Zwölf Anbieter mit Problemen

Alle Versicherer erfüllen die Anforderungen auch dank Übergangsregeln. Ohne sie haben zwölf Probleme.

Von Herbert Fromme, Köln

Die 85 deutschen Lebensversicherer erfüllen alle die Anforderungen der Versicherungsaufsicht an ihre Kapitalausstattung. Das zeigen die entsprechenden Berichte der Unternehmen, die bis zum 22. Mai veröffentlicht werden mussten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Lebensversicherer wegen Nichterfüllung der Vorgaben in Not gerät, sei jetzt deutlich kleiner, sagt Michael Hermann Haid, Analyst bei der Commerzbank.

Im Durchschnitt kommen die Gesellschaften zum 31. Dezember 2016 auf eine Solvenzquote von 344 Prozent. Gefordert sind 100 Prozent. Sie haben also mehr als dreimal so viel Kapital, als sie nach dem neuen Standard Solvency II brauchen.

Allerdings spielen dabei Erleichterungen eine große Rolle, die den Gesellschaften 16 Jahre Zeit geben, die Anforderungen von Solvency II vollständig einzuhalten. Ohne sie beträgt die Quote 207 Prozent. Die Übergangsperiode haben die Versicherer mit Unterstützung der Bundesregierung in Brüssel durchgesetzt.

Kein deutscher Lebensversicherer hat eine Quote von unter 100 Prozent gemeldet. Rechnet man allerdings die Erleichterungen heraus, schwächeln zwölf von ihnen.

Die größte dabei ist die Debeka Leben mit 87 Prozent. Sie leidet unter zu viel Kundenfreundlichkeit: Als die Versicherer den Garantiezins 1994 auf vier Prozent hoch setzten, um gegen Banken und Fondsgesellschaften konkurrenzfähig zu bleiben, erhöhte die Debeka auch die Garantien für alle Kunden mit älteren Verträgen und niedrigeren Zusagen auf vier Prozent. Das sorgt heute für Schwierigkeiten.

Quoten unter 100 Prozent - wenn man die Erleichterungen nicht berücksichtigt - melden auch HDI Leben mit 93 Prozent, PB Leben mit 69 Prozent, Familienfürsorge mit 56 Prozent, Arag und Karlsruher mit 53 Prozent, Bayerische Beamten mit 39 Prozent, Athene mit 29 Prozent, Öffentliche Oldenburg mit 22 Prozent sowie Rheinland Leben, Süddeutsche Leben und Landeslebenshilfe mit jeweils null Prozent.

"Die Wirkung der Übergangsmaßnahmen ist enorm", sagt Haid. "Wir können nicht ausschließen, dass schwächere Versicherer nach Übergangsmaßnahmen bessere Quoten haben als stärkere." Es stelle sich die Frage, ob ein Versicherer mit einer gesunden Solvenzquote in die Insolvenz abrutschen kann. "Die Antwort ist ja." Die Wahrheit liege eher in den Bilanzen der Unternehmen als in den Solvenzquoten.

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