Lebensmittel:Lieber bio

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Frisches Gemüse gehört zu einer nachhaltigen Ernährung. Wer vor dem Einkauf eine Bestandsaufnahme macht, kauft gezielter ein und wirft weniger Lebensmittel weg.

(Foto: imago/Westend61)

Die Deutschen kaufen immer öfter Produkte in der Öko-Variante - besonders häufig Milch. Nur bei einem Produkt ist die Nachfrage nach der Bio-Version zurückgegangen.

Von Sophie Burfeind, Nürnberg

Immer mehr Menschen in Deutschland greifen in Naturkostläden, Supermärkten und Discountern zu Bio-Lebensmitteln. Der Markt mit Produkten aus ökologischem Anbau wuchs 2015 um gut elf Prozent, der Umsatz stieg auf 8,62 Milliarden Euro an. Das meldeten Branchenexperten zum Auftakt der Naturkostmesse Biofach in Nürnberg. Seit 2008 verzeichnete der Markt damit erstmals wieder ein zweistelliges Wachstum.

Diese Entwicklung ist deswegen bemerkenswert, weil der Markt mit Bio-Lebensmitteln 2014 nur um 4,6 Prozent gewachsen war. Dass Wachstum und Umsatz ein Jahr später so stark anzogen, lag daran, dass sich deutlich mehr Kunden für die Bio-Variante entschieden. Gestiegene Preise hätten dabei kaum eine Rolle gespielt, sagten die Branchenexperten.

Einen Grund dafür sehen sie darin, dass viele Supermärkte, aber vor allem die Discounter, ihr Bio-Angebot erweitert haben. "Die Menschen kaufen nicht mehr, sondern anders. Wenn Bio im Laden verfügbar ist, wird es auch gekauft", sagt die Sprecherin vom Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Am stärksten wuchsen die Umsätze mit 13 Prozent dementsprechend im Lebensmitteleinzelhandel, im Naturkosthandel waren es zehn Prozent.

Besonders ein Produkt war bei den Deutschen beliebt: die Bio-Milch. Der Absatz damit stieg um 20 Prozent. Davon profitierten die Bio-Milchbauern - denn im Gegensatz zum fallenden Preis für konventionelle Milch, stieg der Preis für ihre Erzeugnisse. Am Jahresende erhielt ein Bio-Milchbauer rund 20 Cent mehr pro Liter. Auch Milch-Ersatzprodukte landeten öfter im Einkaufswagen - meistens griffen die Kunden zu dem Getränk aus Soja, etwas seltener zu dem aus Hafer.

Außerdem entschieden sich die Menschen sehr viel öfter für Produkte wie Speiseöl und Mehl in der Bio-Variante. Das liegt dem Branchenreport zufolge daran, dass viele Supermärkte solche Produkte im vergangenen Jahr erstmals in ihr Sortiment aufnahmen. Auch Bio-Produkte wie Obst, Gemüse, Eier, Wurst oder Joghurt wurden häufiger gekauft - zurückgingen die Absatzzahlen nur bei Geflügel aus Bio-Produktion. Ein neuer Trend seien außerdem Bio-Fertiggerichte, sagte Petra Wolf von der Nürnberger Messe. In vielen dieser Gerichte verarbeiteten die Hersteller auch zunehmend "Superfoods". Dazu zählen Getreidesorten wie Quinoa, die besonders gesund sein sollen.

Insgesamt beläuft sich der Anteil von Bio-Produkten am gesamten Lebensmittelmarkt mittlerweile auf 4,5 Prozent. In der Landwirtschaft macht der Ökolandbau knapp neun Prozent aus, was einem Wachstum von 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das Ziel der Bundesregierung ist schon seit Jahren, diesen Anteil bis 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen. Der Ausbau des Ökolandbaus geht aber nur schleppend voran. Weil deutsche Ökobauern die Nachfrage nicht mehr decken können, kommen die Bio-Lebensmittel zunehmend aus dem Ausland. Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) sagte, er werde sich dafür einsetzen, den Anteil der deutschen Bio-Produkte zu steigern. Auf Importe werde man aber nicht verzichten können. Daher wolle er sich für eine zügige Reform der EU-Öko-Verordnung einsetzen. Landwirte dagegen forderten mehr Unterstützung vom Staat, um die Umstellung auf Bio-Landbau attraktiver zu machen.

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