Lebensmittel:Edeka legt sich mit Nestlé an

Ernährungsbranche

Wenn Nestlé die Einkaufpreise nicht senkt, will Edeka mehr als 100 Produkte des Konzerns aus dem Sortiment nehmen.

(Foto: picture alliance / Jens Büttner)

Deutschlands größter Lebensmittel-Händler fordert bessere Preise für Nescafé-, Thomy- oder Maggi-Produkte. Sonst will er sie nicht mehr verkaufen.

Von Michael Kläsgen

Im Lebensmittel-Geschäft bahnt sich ein Machtkampf zwischen Handel und Hersteller an: Edeka, der größte Lebensmittelhändler in Deutschland, fordert vom weltweit größten Nahrungsmittelhersteller Nestlé bessere Einkaufskonditionen. Ansonsten, so die Drohung, könnten 163 Nestlé-Produkte aus den Regalen verschwinden. Das geht aus einem fünfseitigen Brief hervor, der an die etwa 4000 selbständigen Edeka-Kaufleute verschickt wurde.

Grund für den Vorstoß ist, dass sich Edeka gegenüber Konkurrenten wie Aldi oder Rewe benachteiligt sieht. Und die Deutschen setzen Nestlé nicht allein unter Druck. Um die Forderungen durchzusetzen, trumpft Edeka im Namen der internationalen Händlerallianz Agecore auf, zu denen unter anderen auch Intermarché aus Frankreich und Coop Schweiz gehören. Die insgesamt fünf europäischen Händler drohen mit einem Bestellstopp für Produkte wie Nescafé, Wagner-Pizza oder Mineralwasser von Vittel oder San Pellegrino sowie Produkte der Marken Thomy und Maggi. Ersetzt werden könnten sie, so heißt es, mit Produkten konkurrierender Lieferanten oder mit Eigenmarken.

Das Drohpotenzial ist real. Der Schweizer Nestlé-Konzern erzielt mit Edeka zwar nur etwas mehr als ein Prozent seines weltweiten Umsatzes. Weil der aber bei 90 Milliarden Schweizer Franken liegt, darf die kleine Prozentzahl nicht täuschen. Es geht um viel Geld. Die im Händlerbündnis Agecore zusammengeschlossenen Supermarktbetreiber können zusammen einen Bruttoumsatz von 140 Milliarden Euro vorweisen.

Bereits kleine Preisvorteile beim Einkauf können sich deshalb zu Millionenbeträgen summieren. Ob die aber beim Verbraucher ankommen, ist nicht ausgemacht. Die Lebensmittelhändler könnten auch einfach ihre Margen erhöhen.

Erst im vergangenen Jahr hatte sich Edeka mit Mars gestritten und ließ einige Wochen lang das Tierfutter des US-Konzerns aus den Regalen verschwinden. Und 2015 wurden zeitweise Pizzen von Dr. Oetker und Joghurt von Müller aus den Regalen von Real genommen.

Die großen Händler haben durch ihre Einkaufsmacht großen Einfluss, weil in Deutschland vier große Konzerne - neben Edeka sind das Rewe, Aldi und Lidl - einer Vielzahl von Herstellern gegenübersteht. Selbst für einen Weltkonzern wie Nestlé ist die Gefahr bei einem Einknicken allerdings groß. Dann könnte Agecore bald neue Forderungen stellen.

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