Landesbank:Zinsen wie auf Malta

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Die HSH-Nordbank buhlt seit gestern um Kleinsparer. Was dies mit der angestrebten Privatisierung der krisengeplagte Landesbank zu tun hat.

Von Heinz-Roger Dohms, Hamburg

Die Zinsrankings im Internet werden normalerweise von Banken angeführt, deren Name der Durchschnittssparer noch nie gehört hat. Das ist etwa die "Bulgarien American Credit Bank", die auf Weltsparen.de eine Verzinsung von 1,12 Prozent auf einjähriges Festgeld anbietet. Oder die "Alpha Bank Romania", die bei fmh.de sogar mit 1,33 Prozent vermerkt wird. Oder die maltesische "Ferratum Bank", bei der man sein Geld via Check 24 für 0,95 Prozent anlegen kann.

Gestern Nachmittag indes tauchte auf einem der Zinsjägerportale, nämlich beim Hamburger Anbieter Zinspilot, plötzlich eine Bank auf, deren Namen fast jeder schon mal gehört hat - die HSH Nordbank. Auch sie zahlt den Sparern trotz Zinskrise stolze 0,95 Prozent, wenn diese ihr Geld ein Jahr bei ihr parken. Wer dies nur drei Monate lang tun möchte, erhält 0,85 Prozent. Das sind, soweit sich das überblicken lässt, die momentan besten Zinskonditionen einer deutschen Bank überhaupt.

Die HSH Nordbank als neues Ziel für Zinshopper? Das ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Denn erstens war das krisengeplagte Hamburger Geldinstitut im Laufe seiner Geschichte noch nie im normalen Einlagengeschäft tätig. Zweitens: Für alle anderen Landesbanken gilt dies genauso, jedenfalls wenn man Töchter wie die DKB (Bayern-LB) oder die Frankfurter Sparkasse (Helaba) ausklammert. Und drittens: Hat die HSH keine anderen Sorgen? Wird sie nicht gerade privatisiert? Droht ihr nicht die Abwicklung, sollten Hamburg und Schleswig-Holstein mit dem Verkauf an private Investoren scheitern?

Tatsächlich steht der Schritt ins Massenkundengeschäft in Zusammenhang mit der Privatisierung. Denn: Als Landesbank gehört die HSH bislang der Einlagensicherung des öffentlich-rechtlichen Bankensektors an. Diese müsste die HSH allerdings nach dem Verkauf verlassen, zumindest nach einer Übergangsfrist. Als Alternative bliebe damit nur noch das freiwillige Sicherungssystem der privaten Banken. Ob die Nordbank dort so schnell hineinkäme, ist allerdings unklar. Bliebe der Zugang verwehrt, würde das die Refinanzierung erschweren. Mit den Spareinlagen baut die Bank daher wohl einen Puffer auf. Schließlich sind diese Gelder bis zu 100000 Euro vom gesetzlichen Einlagenschutz gedeckt. Sollte das Institut nicht überleben - dann steht im Extremfall der Staat für die Ersparnisse ein.

© SZ vom 24.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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