Kunst für Millionen:Junge mit Pfeife schlägt Doktor Gachet

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Picassos "Junge mit Pfeife" ist jetzt das teuerste Bild der Welt. Bisheriger Rekordhalter war das "Porträt des Doktor Gachet" von van Gogh.

Das fast hundert Jahre alte Meisterwerk des legendären spanischen Künstlers wurde am Mittwoch bei Sotheby's in New York für den Rekordpreis von gut 104 Millionen Dollar einschließlich Prämien versteigert.

Pablo Picassos 'Garcon a La Pipe' (Foto: Foto: dpa)

Als Weltrekord-Halter löst es Vincent van Goghs "Porträt des Doktor Gachet" mit 82,5 Millionen Dollar ab. Der Käufer blieb unbekannt. "Wir werden gar nichts über den Erwerber sagen", sagte der Chef der Sotheby's-Abteilung für Impressionismus und Moderne Kunst, David Norman. Er weigerte sich auch, irgendeinen Hinweis zur Nationalität zu geben.

"Junge mit Pfeife" (Originaltitel: "Garçon à la pipe") aus Picassos "Rosa Periode" stammt aus der Sammlung des US-Diplomaten John Hay Whitney, der das Bild 1950 für 30.000 Dollar erworben hatte.

1905 gemalt

Bei der spektakulären Sotheby's-Auktion fiel der Hammer für das 99,7 mal 81,3 Zentimeter große Gemälde dagegen erst bei 93 Millionen Dollar; einschließlich Zuschlägen und Prämien ergab sich ein Endpreis von 104.168.000 Dollar. Der Erlös geht an die von Whitneys Witwe Betsey gegründete Greentree-Stiftung.

Der Maler und Bildhauer Picasso hatte das von Rosa- und Blautönen dominierte Bild als 24-Jähriger im Jahre 1905 nach seinem Umzug ins Pariser Malerviertel Montmartre geschaffen.

Es zeigt einen mit rosa Blütenkrone geschmückten Arbeiterjungen, möglicherweise den an Montmartre-Hügel und in Picassos Atelier Bateau-Lavoir wohlbekannten "P'tit Louis", in blauem Drillich vor einem Wandteppich mit Blumenmotiven. Der mürrisch blickende Junge hat die Beine gespreizt und hält eine Pfeife zwischen zwei Fingern.

Das Bild ersteigern zu können, sei eine Gelegenheit, die sich nicht etwa "einmal in zehn Jahren oder einmal pro Generation" biete, hatte Norman vor der Auktion gesagt: "Das ist die Gelegenheit des Lebens." Nach der Versteigerung begründete er den Rekordpreis unter anderem mit der großen Nachfrage nach derart seltenen Meisterwerken und dem ausgezeichneten Zustand des Gemäldes.

Das Bild sei "außergewöhnlich, eindringlich und poetisch" und habe "alle Betrachter in seinen Bann gezogen". Sotheby's-Experte Charles Moffet betonte, es handele sich um "eines der berühmtesten Bilder Picassos über die Schönheit der Jugend" und eines der wichtigsten je verkauften Frühwerke des Spaniers.

Picasso wird teurer

Auktionator Tobias Meyer zeigte sich "ganz aus dem Häuschen", dass er "den Hammer für das teuerste Bild der Welt gehalten" habe.

Angesichts des hohen Preises habe er den Interessenten mehr Zeit als üblich gelassen, um sich ihre Gebote zu überlegen. "Man muss geduldig sein."

Bei den Schwellen von 70 und 80 Millionen Dollar war das Bietergefecht vorübergehend ins Stocken geraten.

Schließlich gab der Chef von Sotheby's Nordamerika, Warren Weitman, im Namen des anonymen Käufers das Höchstgebot ab. Die Zuschauer spendeten höflichen Applaus.

Der bisherige Weltrekord-Halter, Van Goghs "Porträt des Doktor Gachet" war im Mai 1990 bei der konkurrierenden Auktionsfirma Christie's unter den Hammer gekommen.

Für Picasso-Werke hatte der Höchstpreis bisher bei den 55 Millionen Dollar gelegen, die ein anonymer Käufer im November 2000 in New York für die aus der Blauen Periode stammende "Frau mit verschränkten Armen" (1901/2) bezahlt hatte.

Einen weiteren Höhepunkt der jüngsten Sotheby's-Auktion brachte Edouard Manets "Rennen im Bois de Boulogne" von 1872, das für 24,3 Millionen Dollar versteigert wurde.

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