Kundendaten an externe Callcenter:Datenschleuder Telekom

Seit Monaten versucht die Telekom, ihre Probleme mit Kundendaten in den Griff zu bekommen. Jetzt kommt heraus: Die Pannen sind teilweise hausgemacht.

Die Deutsche Telekom und die Kundendaten - das ist ein nicht enden wollendes Drama. Immer wieder kursierten in den vergangenen Wochen und Monaten Meldungen über Datenlecks. Daten von Telekom-Kunden tauchten an Stellen auf, an denen sie eigentlich nicht hätten gefunden werden sollen. Erst vor wenigen Tagen teilte der Konzern mit, Unterfirmen externer Partner hätten Callcenter ohne Erlaubnis des Unternehmens mit Kundenwerbung beauftragt und dafür verbotenerweise Zugang zu Kundendaten gewährt.

Möglicherweise jedoch könnte die Telekom selbst nicht ganz unschuldig an ihrem Daten-Dilemma sein. Einem Bericht der Wirtschaftswoche zufolge sind die Probleme bei dem Bonner Konzern hausgemacht. Bis heute soll die Telekom Vertriebspartner aktiv und im großen Stil mit Daten über Kunden versorgen - damit Callcenter beispielsweise auslaufende Verträge verlängern oder den Kunden neue Angebote verkaufen können.

Gipfeltreffen geplant

Dies sagte dem Bericht zufolge ein hochrangiger Mitarbeiter aus dem Bereich Wirtschaftsstrafrecht im Mai 2009 der Bonner Staatsanwaltschaft. Vor allem geschehe die Weitergabe im Rahmen von Werbekampagnen, die von externen Callcentern durchgeführt werden. Die Daten-Listen enthalten demnach Kundennamen, Telefonnummern und die Art des gebuchten Produkts. Sie werden offenbar vor dem Beginn der Werbeaktion von der Telekom aus bestehenden Kundendaten generiert.

Der Konzern selbst teilte der Wirtschaftswoche mit, man lasse sich "bei Produkteinführungen oder -veränderungen von Vertriebspartnern unterstützen. Unsere Partner erhalten dafür teilweise Listen". Die Übergabe erfolge jedoch gesichert, Bankverbindungen seien nicht in den Listen enthalten, hieß es.

Einem Bericht des Spiegel zufolge will die Telekom ihre Daten-Probleme nun im Schulterschluss mit der gesamten Branche lösen. Schon in Kürze wolle der Konzern die Chefs aller großen Kommunikationsunternehmen zu einer Art Gipfelgespräch einladen, berichtete das Magazin unter Berufung auf Telekom-Vorstand Manfred Balz. Der für Datenschutz zuständige Balz sagte dem Spiegel, im hart umkämpften Telefongeschäft habe sich "ein System mit kriminogenen Strukturen" etabliert, das selbst ein Branchenriese wie die Telekom allein nicht knacken könne.

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