Kritik an Lebensmittelindustrie:Kalorienbombe zur EM

Die Fußball-Europameisterschaft ist auch ein Fest für die Werbebranche. Viele Firmen setzen auf EM-Marketing - und richten sich dabei oft an Kinder. Dabei seien viele dieser Produkte ungesund, kritisieren Ärzte.

Süßigkeiten mit Teamstickern, Sammelbildchen und Fußball-Tatoos: Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn kritisiert die Werbung einiger Lebensmittelhersteller mit EM-Fanprodukten. Mit ihrer Verpackung wende sich direkt an Kinder und sei daher eine "Kinder-Köder-Taktik".

Dies verstoße gegen die freiwillige Selbstverpflichtung vieler Unternehmen der Branche, ihre Werbung nicht an Kinder unter zwölf Jahren zu richten. Höhn fordert daher "gesetzliche Regelungen zum Schutz der Kinder vor der Werbeflut".

Die Grünen-Bundestagsfraktion ließ in Zusammenarbeit mit dem Chefarzt der Potsdamer Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Michael Radke, Dutzende Nahrungsprodukte untersuchen, die von Herstellern als EM-Fanprodukte beworben wurden (hier die Ergebnisse als PDF-Datei).

Demnach handelte es sich dabei zu drei Vierteln um Süßwaren, süße Getränke oder Snacks. Weitere zehn Prozent waren den Angaben zufolge alkoholhaltige Getränke. Die Hälfte der untersuchten Produkte enthalte mehr als 500 Kalorien pro 100 Gramm und sei damit eine wahre Kalorienbombe: "Viele dieser Produkte stecken voller ungünstiger Inhaltsstoffe und fördern so das Übergewicht", sagt der Arzt Radke. Besonders kritisiert die Untersuchung, dass sich die EM-Produkte mit aufgedruckten Comicfiguren, Teamstickern und Sammelbildchen direkt Kinder anspreche.

Die Lebensmittelindustrie nutze die EM-Euphorie, um Eltern und ihren Kindern ungesunde Lebensmittel zu verkaufen. Ausgerechnet während eines sportlichen Großereignisses wie der Fußball-EM werde der Trend zu einem ungesunden Lebensstil auch noch unterstützt, kritisiert Radke.

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