Deutsche Bank:"Natürlich nehmen wir Banken Risiken ab und veräußern sie weiter"

Ist die Deutsche Bank noch immer in gefährliche Geschäfte verwickelt? Der neue Finanzvorstand der Deutschen Bank, James von Moltke, weist dies zurück.

Von Meike Schreiber

Es ist früh am Morgen, die Sonne über Frankfurt ist noch nicht aufgegangen. Auch James von Moltke ist gerade erst ins Büro im 34. Stock der Deutschen Bank gekommen. Der neue Finanzvorstand von Deutschlands größtem Geldhaus hält die Tasse Kaffee mit beiden Händen, fast um sich zu wärmen; der Schaum trägt das Logo der Bank. Moltke kommt aus einer berühmten Familie. Wenn man ihn sieht, denkt man an seinen Großvater, den Widerstandskämpfer.

Wie wächst man auf mit einem Helden in der Familie? Wie landet man bei der Deutschen Bank? Moltke antwortet zumeist auf Deutsch, seine Stimme klingt dann sehr weich. Lieber spricht er aber in seiner Muttersprache Englisch. Es ist sein erstes Interview in neuer Funktion. Man spürt, wie ungewohnt es für ihn ist, über seine Familiengeschichte zu sprechen. Schließlich hat er 22 Jahre seiner Berufslaufbahn außerhalb Europas verbracht. Im Juli wechselte er von der Wall-Street-Bank Citigroup in New York nach Frankfurt.

Über seinen Großvater sagt der 48-Jährige: "Ich bin stolz auf meine Großeltern und habe Respekt vor ihrem Lebenswerk, ich finde das zutiefst beeindruckend. Aber ich habe das nie als Druck oder Bürde empfunden, sondern eher als Ansporn, verantwortungsbewusst zu leben". Er habe sich zeitweise mit der Geschichte befasst, im Alltag spreche die Familie aber nicht mehr so häufig darüber. "Ich habe Bücher gelesen und viel mit Verwandten gesprochen. Aber ich bin nicht der Experte in unserer Familie. Mein Vater weiß viel mehr, er wahrt das Vermächtnis der Familie". Seine Großmutter Freya, die 2010 verstorben ist und aus der Kölner Bankiersfamilie Deichmann stammt, habe nicht nur dafür gesorgt, dass "die Verbindung nach Deutschland nie abgerissen ist", sie habe auch sein Verhältnis zu Banken geprägt.

Den Vorwurf, die Deutsche Bank sei immer noch in gefährliche Geschäfte verwickelt, weißt von Moltke zurück. "Hier wird nicht gezockt." Natürlich nehme die Deutsche Bank anderen Instituten Risiken ab und veräußern sie weiter.Aber das sei kein Zocken, sondern ein Risikotransfer, der volkswirtschaftlich sinnvoll ist.

Der Finanzvorstand rechnet mit weiteren Fusionen und Übernahmen: "In der Bankenbranche wird es in den kommenden Jahren wohl weitere Zusammenschlüsse geben. Aber jeder Zusammenschluss muss vom Geschäftsmodell her Sinn machen, damit alle davon profitieren - Aktionäre, Mitarbeiter, Kunden".

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