Krankenversicherung:Barmer wird zum Versicherungsgiganten

Die Barmer und Gmünder Ersatzkassen wollen sich zur größten gesetzlichen Krankenkasse Deutschlands zusammenschließen.

Claus Hulverscheidt

Die Barmer und die Gmünder Ersatzkasse (GEK) wollen sich zur größten Krankenkasse Deutschlands zusammenschließen. Der Verwaltungsrat der GEK stimmte der Fusion am Mittwoch im schleswig-holsteinischen Plön zu, das Aufsichtsgremium der Barmer soll an diesem Freitag folgen. Die neue Kasse mit dem Namen Barmer-GEK hat zusammen 8,6 Millionen Versicherte und beschäftigt 19500 Mitarbeiter. Ein Stellenabbau ist ebenso wenig vorgesehen wie die Schließung einzelner Standorte.

Ziel des Zusammenschlusses ist es nach den Worten eines Barmer-Sprechers, die Marktmacht gegenüber Ärzten, Krankenhäusern und Arzneimittelherstellern zu erhöhen. Dies soll vor allem den Versicherten zugutekommen, die qualitativ bessere Leistungen erhielten. Zudem werde man die günstigeren Preise an die Kunden weitergeben. "Wir werden das Geld in den Ausbau unserer freiwilligen Leistungen etwa für Familien und in die Prävention stecken", sagte der Sprecher.

Keine Beitragssenkungen

Beitragssenkungen sind dagegen nicht möglich, weil alle gesetzlich Versicherten seit Jahresbeginn einen Einheitsbeitrag zahlen. Die 1,7 Millionen Versicherten der GEK sollen jedoch in den Genuss eines wesentlich dichteren Filialnetzes kommen. Ihnen stehen bisher nur 180 Geschäftsstellen in ganz Deutschland zur Verfügung. Die Barmer betreibt dagegen für ihre etwa 6,9 Millionen Mitglieder rund 1000 Filialen.

Mit dem Zusammenschluss der beiden Ersatzkassen erhält die Fusionswelle im Bereich der Krankenversicherungen noch einmal einen kräftigen Schub. In den vergangenen zwei Jahren war die Zahl der Kassen durch Zusammenschlüsse und Übernahmen bereits von etwa 240 auf 180 geschrumpft. Dies ist politisch durchaus gewollt, da es nach Ansicht der Bundesregierung zu viele Kassen gibt und damit unnötige Kosten etwa für die Verwaltung entstehen.

Zu schnell gewachsen

Ein Sprecher der GEK sagte, der Vorstand gehe davon aus, dass auch nach der Bundestagswahl nicht am Gesundheitsfonds gerüttelt werde. Er verwies auf entsprechende Zusagen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Dagegen hatte die FDP als möglicher Koalitionspartner der Union eine Abschaffung des Fonds verlangt.

Die GEK hatte in den vergangenen Wochen intensiv mit mehreren großen Ersatzkassen über einen Zusammenschluss verhandelt. Nach Einschätzung von Experten war die Kasse in den vergangenen Jahren zu schnell gewachsen und hatte nun Schwierigkeiten, mit den geringeren Einnahmen aus dem Gesundheitsfonds auszukommen.

"Keine Kampfansage"

Nach langwierigen und mehrfach unterbrochenen Gesprächen mit den Konkurrenten entschied sich das Unternehmen mit Sitz in Schwäbisch Gmünd nun für die Barmer, die gemeinsam mit dem neuen Partner wieder an der Techniker Krankenkasse vorbeizieht. Noch mehr Versicherte, nämlich 24 Millionen, hat nur der Verband der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK). Da die einzelnen Mitgliedsunternehmen des Verbunds aber rechtlich voneinander unabhängig sind, gilt noch die TK und demnächst die Barmer-GEK als größte Kasse Deutschlands.

Der GEK-Vorstandsvorsitzende Rolf-Ulrich Schlenker sagte, der Zusammenschluss sei keine Kampfansage an andere Ersatzkassen. Vielmehr solle es weitere Allianzen geben. Er räumte ein, dass ohne eine Fusion Zusatzbeiträge für die GEK-Versicherten absehbar gewesen wären. Wirksam werden soll der Zusammenschluss zum 1. Januar 2010.

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