Kosten für Medikamente:Teurer Fortschritt

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Neue Arzneimittel treiben die Ausgaben der Privatversicherer. Das liegt auch daran, dass Ärzte Patienten häufig neue Präparate verordnen.

Von Ilse Schlingensiepen, Köln

Die Arzneimittelversorgung wird für Krankenversicherer ein immer größerer Kostenfaktor. Das gilt sowohl für die gesetzlichen Krankenkassen als auch für die privaten Krankenversicherer (PKV). Zwar profitieren die Versicherer von gesetzlichen Maßnahmen zur Kostendämpfung, innovative und oft sehr teure Medikamente wirken aber in die entgegengesetzte Richtung. Das bekommen insbesondere die privaten Versicherer zu spüren, denn die Ärzte verordnen Privatpatienten überdurchschnittlich häufig neue Präparate.

Nach einer aktuellen Studie des Wissenschaftlichen Instituts der privaten Krankenversicherungen (WIP) betrug im Jahr 2014 der durchschnittliche Packungspreis eines in diesem Jahr auf den Markt gekommenen Arzneimittels 1562 Euro. 2013 waren es 1087 Euro, ein Jahr zuvor gerade einmal 559 Euro, also fast eine Verdreifachung in zwei Jahren.

Während in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) die Verordnung neuer Medikamente Restriktionen unterliegt, können Ärzte bei Privatpatienten alle Medikamente verordnen, die eine Zulassung haben. Das führt dazu, dass im Jahr 2014 von den Gesamtausgaben für Arzneimittel, die seit 2011 auf den Markt waren, 13,8 Prozent auf die PKV entfielen. Der Anteil der Privatpatienten an der Gesamtbevölkerung beträgt nur 11,2 Prozent. Da Medikamente mit geringen Verordnungszahlen in der GKV nicht in die Untersuchung einbezogen waren, ist der tatsächliche Anteil für die PKV noch höher, vermutet Studienautor und WIP-Leiter Frank Wild. Die hohen Preise für neue Medikamente haben nach seiner Ansicht dazu beigetragen, dass die privaten Versicherer 2014 für Arzneimittel 4,6 Prozent mehr bezahlt haben, während die gesamten Leistungsausgaben nur um 1,8 Prozent gestiegen sind. Die Unternehmen haben in dem Jahr 2,7 Milliarden Euro für die Arzneimittelversorgung bezahlt.

Die Ausgaben wären noch höher, wenn die privaten Anbieter nicht von manchen gesetzlichen Regelungen profitierten. So gelten die für die gesetzlichen Kassen vorgesehenen Herstellerrabatte auch für die privaten. Allein dadurch haben diese Unternehmen und die staatliche Beihilfe für Beamte 2014 zusammen 188 Millionen Euro eingespart.

© SZ vom 31.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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