Korruptionsermittlungen:Vatikan-Banker treten zurück

Ermittlungen gegen Vatikanbank

Zentrale der Vatikanbank IOR in Rom: Direktor und Vizedirektor sind zurückgetreten.

(Foto: dpa)

Der Chef der Vatikanbank und der Vizedirektor räumen ihre Posten - und reagieren damit auf die Korruptionsermittlungen in ihrem Haus. Vorerst soll ein Deutscher die Leitung der Amtsgeschäfte übernehmen.

Der Generaldirektor der Vatikanbank IOR (Istituto per le Opere di Religione, zu Deutsch in etwa: Institut für religiöse Werke), Paolo Cipriani, und sein Stellvertreter Massimo Tulli haben ihren Rücktritt erklärt. Die Rücktrittsgesuche seien vom Aufsichtsgremium der Bank und von der Kommission der Kardinäle angenommen worden, teilte der Vatikan mit. Ihre Amtsgeschäfte soll vorerst der Deutsche Ernst von Freyberg übernehmen, der im Februar als Generaldirektor des Instituts in den Vatikan berufen worden war, um die skandalbelastete Bank in neue Bahnen zu lenken.

Erst am Freitag war der Buchhalter in der Vatikan-Verwaltung, Monsignor Nunzio Scarano, der enge Kontakte zur Bank unterhielt, festgenommen worden. Ihm wird zur Last gelegt, Freunden bei dem Versuch geholfen zu haben, 20 Millionen Euro in bar aus der Schweiz nach Italien zu schmuggeln. Dabei sollen sie von einem Geheimdienstmitarbeiter und einem Finanzmakler unterstützt worden sein, die ebenfalls verhaftet wurden.

Scarano wurde bereits vor einigen Wochen vom Vatikan beurlaubt. Gegen ihn laufen andere Ermittlungen wegen des Verdachts der Geldwäsche im süditalienischen Salerno.

Von Freyberg dankte Cipriani und Tulli für ihr "persönliches Engagement" in den vergangenen Jahren. Cipriani hatte seit 2007 für die Bank gearbeitet, war aber bereits früher in die Skandale rund um das Institut verwickelt. 2010 wurden wegen des Verdachts auf Geldwäsche 23 Millionen Euro auf einem Konto der Bank beschlagnahmt.

Im Juli 2012 forderte der Europarat das Geldhaus, das unter anderem die Spenden der katholischen Kirche verwaltet, zu mehr Einsatz im Kampf gegen Geldwäsche auf. Die Vatikanbank hat mehr als 110 Mitarbeiter, etwa 19.000 Kunden und eine Bilanzsumme von fünf Milliarden Euro. Sie wies zuletzt einen Nettogewinn von 86,6 Millionen Euro aus.

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