Konzern-Design:Ab jetzt locker

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Mit Farben und Linien ins Digitalzeitalter: Bosch versucht mal wieder den Imagewandel.

Von Max Hägler

Computer, Handys und Apps sind ziemlich angesagt in deutschen Großkonzernen: Ein wenig mitschwingen im Takt des Silicon Valley, der Heimstatt der neuen digitalen Welt, das wär' doch was. Siemens hat deswegen jüngst einen neuen Slogan ersonnen, der fancy-digital klingen soll, den aber niemand versteht: "Ingenuity for Life". Beim anderen großen deutschen Ingenieurkonzern Bosch lassen sie zwar den Slogan ("Technik fürs Leben"), aber haben im Farbkasten gerührt, dem "Corporate Design", wie man sagt. Zentraler Bestandteil des Außenauftritts ist nun eine kunterbunte und, na ja, recht ungewöhnliche "Supergraphic" - auf dass Bosch künftig "lebendig, vielfältig, dynamisch" wirke.

Es ist der nächste Versuch eines mühsamen Weges hin zu einem lässigeren Image. Vor 15 Jahren war zentraler Bestandteil des Bosch-Managements noch die Umlaufmappe und der Sekundenzeiger, so ungefähr war auch die Außenwahrnehmung. Schon damals gaben sie deshalb im Hauptquartier, der Schillerhöhe in den Wäldern über Stuttgart, das Motto "BeQIK" aus, das sich die Leute mittels Ansteckern auch ans Revers hefteten. Doch irgendwann stellten sie fest, dass "Be Qualität, Innovation, Kundenorientierung" nicht so richtig rockt, wie man wohl sagt in dem Zusammenhang. Volkmar Denner, der aktuelle Bosch-Geschäftsführer, hat den Bürokratismus effektiver aufgebrochen, nach diversen Reisen ins Valley und wegen einer ihm innewohnenden Freude am auch mal ganz freien Basteln: Kein Extra-Lift mehr für die Chefs, keine Krawatten mehr, und am Dienstagvormittag heißt es: Kreatives Löten und Programmieren! Die Tüftler und Ingenieure sind in dieser Zeit von ihrer eigentlichen Arbeit befreit.

Allerlei wird dabei ersonnen, denn Bosch ist ein Unternehmen, das mit Antiblockiersystemen, Spülmaschinen und Zündkerzen bereits jetzt so ziemlich jeden Lebensbereich abdeckt - immer öfter auch digital unterstützt: Für das "Smart Home" programmieren sie Software; dank Bosch-Sensoren und -Rechnern fahren Autos immer öfter automatisch. Aus dieser Breite schöpfen die Schwaben ihre Kraft. Diese Breite macht ihnen aber auch zu schaffen: Wer ist Bosch eigentlich? Wie lässt sich das darstellen, noch dazu möglichst "dynamisch"? Indem man der puritanischen Schlichtheit samt Fokussierung allein auf Pantone-Farben ein Ende setzt und einfach alles zusammenwirft: Große Fotos mit Menschen prägen das Bosch-Design künftig. Dazu eine "Supergraphic": ein Verlauf aus "warmen" Farbtönen, durchzogen von geraden, sich überschneidenden und geschwungenen Linien. Das symbolisiere Produktvielfalt, Partnerschaft und das digitale Leben. Meinen sie in Schwaben.

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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