Konsumklima:Deutsche kaufen trotz Krisenstimmung

Die Verbraucherstimmung in Deutschland ist ungetrübt: Selbst Konjunkturflaute und Eurokrise können die Kauflaune nicht verderben. Die Konsumlust überstieg sogar den Wert des Vorjahres - zu Lasten der Sparneigung.

Die Zukunftserwartungungen sind düster, die Wirtschaft erwartet eine Flaute und die Verbraucher blicken pessimistisch in die Zukunft - und doch ist das Konsumklima stabil: Wie die Nürnberger Marktforscher der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mitteilten, verharrt der Index auf 5,9 Punkten und damit dem Niveau des Vormonats. Im Gegensatz zum Vorjahr stieg der Index sogar leicht um 0,6 Zähler. Damit sei der Konsum der Deutschen für die GfK auch im August ein wichtiger Eckpfeiler der Konjunktur.

Konsumklimaindex

Volle Einkaufstüten: Trotz Rezession bleibt die Kauflaune der Deutschen ungetrübt.

(Foto: dpa)

Grund für das gute Klima sei, dass viele Menschen ihr Geld lieber ausgeben als zu sparen. "Aufgrund der gegenwärtigen Finanz- und Eurokrise bestehen immer noch beträchtliche Vorbehalte, Geld bei Banken anzulegen. Die Furcht vor einem Stabilitätsverlust der Währung ist groß", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Da die Bürger in solchen Zeiten nicht mehr so eifrig sparen, wandere mehr Geld in den privaten Verbrauch: Immobilien und Autos sind daher besonders gefragt. Und das kurbelt den Konsum an.

Hinzu kommt, dass die Zinsen zurzeit unterhalb der Inflationsrate liegen: Für konservative Anleger bedeutet das ein Vermögensverlust. Die Flucht in Sachkapital ist daher besonders lukrativ, die Sparquote dementsprechend gering. Doch auch der robuste Arbeitsmarkt und die hohen Tarifabschlüsse trügen laut Bericht dazu bei, dass viele Deutsche mehr kaufen.

Die Konjunkturskepsis macht sich negativ bemerkbar

Ein Dämpfer erhielten hingegen die Erwartungen an Einkommen und Wirtschaftsentwicklung. "Die Rezession in einigen Ländern der Eurozone lässt die deutschen Konsumenten zunehmend befürchten, dass sich auch die Bundesrepublik anstecken könnte", sagte Bürkl. Der Index der Einkommenserwartungen fiel um 4,7 Punkte, bleibt mit 31,6 Zählern aber dennoch hoch. Der Index der Konjunkturerwartungen verlor im August 13,3 Punkte und rutsche damit auf minus 18,9 Zähler.

Laut Studie werde die Wirtschaftsentwicklung damit so skeptisch beurteilt wie seit Juni 2009 nicht mehr. Auch das ifo-Geschäftsklima, der Indikator für die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands ist, war im August bereits zum vierten Mal zurückgegangen - und signalisiert damit, dass die Unternehmen mit einem wirtschaftlichen Abschwung rechnen.

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