Konsum:Ausgemuffelt

Den Deutschen geht's gut. Die Beschäftigung ist hoch, die Löhne sind gestiegen. Sie sind keine Kaufmuffel mehr, sie kaufen mehr, aber auch nicht zu viel, sondern normal.

Von Michael Kläsgen

So viel eingekauft wie 2015 haben die Deutschen schon seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Alle Bedingungen waren perfekt: so viele Beschäftigte wie nie, höhere Löhne, niedrige Inflation. Selbst das Benzin war im Autofahrerland günstig. Dennoch: "Kein Grund für Euphorie", sagt Olaf Roik, Chefvolkswirt des deutschen Einzelhandelsverbandes HDE, der am Freitag seine Jahresbilanz vorstellte. Obwohl eigentlich fast alles optimal für ihn läuft, nähert sich der als Kaufmuffel gescholtene deutsche Verbraucher eher einem normalen Kaufverhalten an. Er hat in diesen für ihn im Prinzip rosigen Zeiten so geshoppt, wie das in anderen Industrienationen üblich ist. Genauer gesagt: Er hat das nachgeholt, was er sich lange verkniffen hat: ein neues Sofa, ein Fahrrad eine teure Kaffeemaschine. Dabei hat er insgesamt nicht mehr, sondern teurer eingekauft. "Man gönnt sich wieder etwas", sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Aber nicht zu viel und nicht zu ausschweifend, und schon gar keine Klamotten. Der Textil- und Bekleidungshandel darbt, vor allem die Mittelständler. Sie leiden nicht nur unter dem Wetter, sagt Roik. Auch das Internet ist ein Problem. Und es wird nicht besser: Die Schränke sind voll. Und da jetzt auch das neue Sofa und das Fahrrad da sind, reicht es erst mal. Für 2016 erwartet der Verband daher ein geringeres Wachstum von zwei Prozent.

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