Konjunkturflaute:Nur gucken, nicht kaufen

Schlechte Stimmung bei Unternehmen und Käufern: Die hohe Inflation lässt die Verbraucher das Geld zusammenhalten. Das ist schlecht für die ohnehin schon lahmende Konjunktur.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im August stärker eingetrübt als erwartet. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank von 97,5 Punkten im Juli auf 94,8 Punkte. Experten hatten lediglich mit einem Rückgang auf durchschnittlich 97,1 Punkte gerechnet.

Kaufhaus dpa

Wenig los ohne Moos: Die schwachen Konjunkturaussichten dämpfen die Kauflust.

(Foto: Foto: dpa)

Durch den dritten Rückgang in Folge fiel der Index, der als wichtigstes Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft gilt, auf den niedrigsten Stand seit genau drei Jahren, was weiterhin auf eine merkliche Konjunkturabkühlung in den kommenden Monaten hindeutet. "Die deutsche Wirtschaft gerät damit zunehmend in konjunkturell schwieriges Fahrwasser", sagte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn.

Der Teilindex zur Beurteilung der aktuellen Geschäftslage verschlechterte sich den Angaben zufolge von 105,6 auf 103,2 Punkte. Die Komponente für die Geschäftserwartungen nahm von 89,9 auf 87,0 Zähler ab. Dies ist der niedrigste Wert seit Februar 1993.

Konsequenzen für den Arbeitsmarkt

"Die Unternehmen schalten auf Pessimismus", sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle. Sollten die Unternehmen ihre Investitionen deutlich zurückfahren, dürfte dies auch am Arbeitsmarkt nicht spurlos vorüber gehen.

Die Sorge vor einer längeren Konjunkturflaute hat auch die Kauflaune der Deutschen getrübt. Für September prognostizierten die GfK-Marktforscher das kühlste Konsumklima seit fünf Jahren.

Der GfK-Index sank nach Angaben von Dienstag von 1,9 auf 1,5 Punkte und damit stärker als erwartet. "Die schwachen Konjunkturaussichten drosseln den Konsum", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl.

Auch die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen ließ nach. Ihre finanzielle Situation in den kommenden zwölf Monaten beurteilten die Verbraucher dagegen ein wenig positiver.

Bruttoinlandsprodukt schrumpft

Die wirtschaftlichen Aussichten Deutschlands schätzten die Konsumenten so schlecht ein wie seit mehr als vier Jahren nicht mehr. Den Grund für den Pessimismus sieht die GfK in dem Wachstumseinbruch im zweiten Quartal. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte um 0,5 Prozent und damit zum ersten Mal seit fast vier Jahren.

Die Eintrübung des Ifo-Geschäftsklimas und anderer wichtiger Indikatoren, die anhaltende Finanzkrise und die schlechtere Auftragslage der Industrie ließen keine schnelle Erholung erwarten. Der Teilindikator für die Konjunkturerwartungen brach deshalb von minus 8,0 auf minus 21,8 Punkte ein.

Für Autos, Möbel und andere große Anschaffungen sind die Verbraucher immer weniger bereit, Geld in die Hand zu nehmen. Als wichtiger Grund dafür gilt die hohe Inflation, die die Kaufkraft drückt.

"Die Inflation steht derzeit auf breiter Basis", sagte Bürkl. "Somit verspüren die Konsumenten wenig Lust auf größere Anschaffungen." Der Teilindikator für die Anschaffungsneigung ging von minus 26,2 auf minus 27,9 Zähler zurück.

Teure Energie trübt Kauflaune

Nicht mehr ganz so schlecht schätzen die Konsumenten ihre finanzielle Situation in den kommenden zwölf Monaten ein. Trotz des Anstiegs des Teilindikators um 3,2 auf minus 16,8 Punkte verharrte er aber klar unter seinem langjährigen Durchschnitt.

"Trotz der deutlichen Rückgänge bei den Rohölpreisen sehen die Konsumenten kaum Entwarnung bei der Kaufkraft", hieß es. Den Verbrauchern stehe im Herbst eine drastische Preisrunde bei Gas bevor. Davon werde auch die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt überschattet.

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