Konjunktur:Stimmung hellt sich überraschend auf

Kurze Wolkenlücke in Sachen Konjunktur: Erstmals seit Monaten ist das ZEW-Barometer wieder gestiegen. Das bedeutet aber leider keine Entwarnung.

Die ZEW-Konjunkturerwartung für Deutschland sind im August erstmals seit Monaten wieder gestiegen. Nach Angaben des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) haben sich die Einschätzungen von Finanzmarktexperten um 8,4 Punkte auf minus 55,5 Punkte verbessert - sinkende Ölpreise und der schwächere Euro dürften dafür die Ursache sein.

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(Foto: Foto: ddp)

Barometer auf niedrigem Niveau

47 von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf minus 62,0 Zähler gerechnet. Das ZEW-Konjunkturbarometer erholte sich damit im August von seinem Rekordtief. Es verharrt damit aber weiterhin deutlich unter seinem langjährigen Mittelwert von 28,3 Punkten.

Der Euro hat nach der Veröffentlichung der Daten leicht nachgegeben. Die Gemeinschaftswährung notierte bei 1,4653 Dollar. Die Kurse der Renten- und Aktienmärkte bewegten sich kaum.

Keine Rezession befürchtet

Die 297 befragten Investoren und Analysten haben sich nach den Worten von ZEW-Präsident Wolfgang Franz von der im Frühjahr geschrumpften Wirtschaftsleistung nicht beeindrucken lassen.

"Insgesamt gehen sie von einer zwar schwächeren, aber alles in allem robusten Konjunkturentwicklung aus und befürchten naheliegenderweise keine Rezession", sagte Franz. Er rechne in diesem Jahr mit einem Wachstum von rund zwei Prozent.

Ökonomen bleiben skeptisch

Die Lage bewerteten die Experten allerdings deutlich schlechter als im Juli. Der Teilindikator gab um 26,2 auf minus 9,2 Zähler nach. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf plus 10,0 Punkte gerechnet.

Ökonomen geben trotz der gestiegenen Erwartungen keine Entwarnung für die Konjunktur. "Wir erwarten anhaltend schwache Konjunkturdaten besonders auch für das dritte Quartal", sagte Uwe Angenendt von der BHF-Bank. "Wir haben eine starke Verschlechterung der aktuellen Lageeinschätzung. Das ist auch bei den Erwartungen zu berücksichtigen: Wenn sich die Lage so stark verschlechtert, ist das Erholungspotenzial umso größer."

Verschlechterung in den nächsten Monaten

"Die Stimmungsverbesserung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der ZEW-Index auf einem historisch niedrigen Niveau liegt," sagte Ulrich Wortberg von der Helaba. "Anzeichen für ein konjunkturell besseres Umfeld lassen sich nicht ableiten."

"Die Mehrheit der befragten Finanzprofis geht davon aus, dass sich die Wirtschaft in den nächsten Monaten verschlechtern wird", sagte Commerzbank-Experte Matthias Rubisch. Der Ölpreis sei trotz des Rückgangs immer noch eine Belastung. Es sei lediglich der Anstieg der vergangenen drei Monate korrigiert worden.

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