Noch geben sich die meisten Unternehmen nach außen hin gelassen. In Osteuropa herrsche ein großer Nachholbedarf, lassen sie verlautbaren.
Die Menschen würden weiterhin einkaufen, Arzneien schlucken und Strom verbrauchen. Doch die Krisen-Nachrichten häufen sich. Bei Ländern wie Ungarn oder der Ukraine musste bereits der Internationale Währungsfonds (IWF) einspringen. Hinter verschlossenen Türen dürfte also die eine oder andere Firma ihre Auslandsengagements durchrechnen - und das eine oder andere davon abschreiben.
Wie im Paradies In der rumänischen Hauptstadt Bukarest fühlt sich Marc Sommer, Chef des Versandgeschäfts von Arcandor, zu dem auch Quelle gehört, wie im Paradies: "Hier sind die Leute so wild auf den Quelle-Katalog, dass sie dafür am Kiosk Geld bezahlen." Dabei verteilt der Händler das Druckwerk sonst unentgeltlich.
Noch schöner für Quelle ist, dass die Rumänen auch fleißig Waren bestellen. Das Unternehmen freut sich über jährliche Umsatzzuwächse von 20 bis 30 Prozent. Im gleichem Tempo geht es für Quelle in anderen Ländern Osteuropas aufwärts.
Auch wenn sich die konjunkturelle Situation dort eintrübt, hofft Sommer weiter auf gute Geschäfte. In zwei, drei Jahren will er in dieser Region mehr Mode verkaufen als in Deutschland: "Der Nachholbedarf dort ist riesig." Auch Metro-Chef Eckhard Cordes erwartet in Osteuropa "keine dramatischen Bremsspuren". Zwar würden sich die Wachstumsraten für die Töchter Media Markt, Real sowie das Großhandelsgeschäft abschwächen. Aber gemessen an dem Tempo in Westeuropa gehe es dort auch künftig rasant bergauf.
Das ist der Grund, weshalb viele deutsche Handelskonzerne ihre Expansion im Osten nicht bremsen: Anders als zu Hause, sind die Märkte dort noch lange nicht gesättigt. Das verspricht anhaltendes Wachstum. So ist es kein Zufall, dass sich Tengelmann zuletzt von allen Läden der Discount-Tochter Plus getrennt hat - nur nicht in Rumänien. "Das Geschäft dort läuft gut. Bald wollen wir auch nach Bulgarien", sagt Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub.
Text: Stefan Weber Foto: ddp