Konjunktur:Rettungsanker Konsum

Arcandor helfen? Bloß nicht! GfK-Chef Wübbenhorst möchte mit dem Staatsgeld lieber die Konsumenten entlasten - zugleich schrumpft die Wirtschaft im Rekordtempo

Das Konsumklima zeigt sich ungeachtet der düsteren Prognosen zu Konjunktur und Arbeitslosigkeit weiterhin robust. Wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mitteilte, sorgten stabile Preise und Kaufanreize wie die Abwrackprämie für eine anhaltende Kauflust der Bürger. Außerdem mache sich die Hoffnung breit, dass das Schlimmste allmählich überwunden sei.

Konjunktur Bremerhaven, dpa

Deutliche Lücken: Die Wirtschaft ist im ersten Quartal 2009 um Rekordwerte geschrumpft - besonders stark fallen Rückgänge im Export ins Gewicht.

(Foto: Foto: dpa)

Daher regte GfK-Chefs Klaus Wübbenhorst weitere konsumfördernde Maßnahmen an und warnte vor der Bereitschaft des Staates, strauchelnden Unternehmen um jeden Preis zur Seite stehen. "Es kann nicht die Aufgabe des Staates sein, Fehler in der Angebotspalette zu reparieren, indem man Bestandsgarantien gibt", sagte Wübbenhorst mit Blick auf die Lage bei Karstadt.

Stattdessen müsse die kalte Steuerprogression gemindert werden, forderte der Vorstandsvorsitzende des Konsumforschungsinstituts. Damit sind Steuerbelastungen gemeint, die sich im Zeitverlauf durch höhere Steuersätze nach Lohnerhöhungen ergeben.

Achillesferse Arbeitsmarkt

Zudem müsse der für die Binnennachfrage entscheidende Arbeitsmarkt weiter flexibilisiert werden, erläuterte Wübbenhorst. "Die Arbeitsmarktsituation ist die wichtigste Achillesferse des Konsumklimas." Der Staat müsse deshalb alles tun, um die Arbeitslosigkeit etwa über Kurzarbeit möglichst gering zu halten.

Unterdessen bestätigte das Statistische Bundesamt den Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,8 Prozent im ersten Quartal 2009. Damit steckt Deutschland in der tiefsten Rezession der Nachkriegsgeschichte. Wichtigste Ursache für den kräftigen Rückgang war der Außenbeitrag: So schrumpften die Exporte um 9,7 Prozent.

Experten beurteilten den Konjunktureinbruch zwar als dramatisch, glauben aber dennoch an eine Erholung der Lage. "Ich sehe eine Chance, dass wir schon im zweiten Quartal wieder Wachstum haben", sagte Jörg Büschow von der WestLB. "Aber die Erholung wird insgesamt moderat bleiben, da ja auch die Arbeitslosigkeit steigen wird."

Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim hingegen betonte: "Wir gehen davon aus, dass wir den Tiefpunkt im ersten Quartal erreicht haben, die Stimmungsindikatoren zeigen eine Bodenbildung an. Aber erst gegen Ende des Jahres ist mit ersten Anzeichen eines Zuwachses zu rechnen."

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