Konjunktur:Deutsche Wirtschaft brummt

Metall- und Elektroindustrie mit Einbußen

So stark wie seit fünf Jahren nicht mehr zog die Wirtschaftsleistung 2016 in Deutschland an. Zuletzt legte aber auch die Inflation wieder deutlich zu.

(Foto: Jens Wolf/dpa)
  • Die deutsche Wirtschaft hat sich 2016 so stark entwickelt wie seit Jahren nicht - dank kauffreudiger Verbraucher und hoher Ausgaben des Staates.
  • Zugleich hat zuletzt aber auch die Inflation wieder merklich angezogen, was den Konsum eher dämpfen dürfte.
  • Trotz höher Teuerung und politischer Risiken erwarten Ökonomen auch für 2017 eine positive Entwicklung.

Der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland hat zum Ende des Jahres an Tempo gewonnen. Getrieben von Konsum und dem Boom am Bau lag das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 0,4 Prozent höher als im vorausgegangenen Vierteljahr, teilte das Statistische Bundesamt mit. Im Gesamtjahr 2016 wuchs die deutsche Wirtschaft damit um 1,9 Prozent - so stark wie zuletzt vor fünf Jahren.

Getrieben wurde die Entwicklung demnach vor allem durch zwei Faktoren: Die Kauflust der Verbraucher einerseits und die Ausgaben des Staates andererseits, auch für die Unterbringung Hunderttausender Flüchtlinge. Viele Konsumenten geben ihr Geld derzeit bereitwillig aus, wegen der guten Lage am Arbeitsmarkt und hoher Lohnabschlüsse, aber auch wegen niedriger Zinsen aufs Ersparte.

Steigende Inflation und Export-Rekord

Die niedrige Inflation erhöhte die Kaufkraft zudem zusätzlich - auch wenn die Teuerung zuletzt wegen gestiegener Energiepreise deutlich anzog. Vor allem höhere Preise für Benzin und Lebensmittel trieben die Inflationsrate beispielsweise zu Jahresbeginn auf 1,9 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren. Im Dezember hatte die Teuerungsrate noch bei 1,7 Prozent gelegen. Auch für das gesamte laufende Jahr müssten sich die Verbraucher in Deutschland zudem auf eine deutlich höhere Inflation einstellen, heißt es. Die Preise werden der EU-Kommission zufolge in diesem Jahr mit 1,9 Prozent fast fünfmal so stark zulegen wie 2016.

Weniger stark profitierte die deutsche Wirtschaft dagegen 2016 vom Export - und das, obwohl die Ausfuhren das dritte Rekordjahr in Folge hingelegt hatten. Allerdings war der Wert der Importe nochmals deutlich schneller gestiegen.

Positive Aussichten trotz Trump

Ökonomen rechnen nun für 2017 mit einer Fortsetzung des Aufschwungs. Wesentliche Stütze dabei bleibe demnach auch weiterhin die Mischung aus Staatsausgaben und kauffreudigen Verbrauchern. Denn die Zahl der Beschäftigten eile von Rekord zu Rekord, und die Löhne dürften weiter spürbar zulegen, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Zudem werde die Europäische Zentralbank "noch eine ganze Weile eine für Deutschland viel zu lockere Geldpolitik betreiben". Allerdings dürften die privaten Konsumausgaben nicht mehr ganz so stark steigen wie 2016, erwartet das Marktforschungsunternehmen GfK, vor allem wegen der steigenden Inflation.

Sorgen bereiten Ökonomen allerdings die Abschottungspläne des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Sie befürchten Einbußen für den Wohlstand, sollte der Republikaner seinen Anti-Globalisierungs-Kurs voll umsetzen. Aus Sicht der EU-Kommission sind die politischen Unsicherheiten in diesem Jahr so groß wie lange nicht.

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