Kompromiss mit dem Betriebsrat:BMW kürzt Brotzeitpausen um fünf Minuten

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Kompromiss im Streit um ein bayerisches Heiligtum: Wie der Betriebsrat von BMW mitteilt, soll die Brotzeitpause erhalten bleiben - insgesamt verlieren die Mitarbeiter jedoch fünf Minuten Pause pro Tag.

Von Thomas Fromm, München

Vom Sparen mochte man bei BMW in den vergangenen Monaten nicht so gerne reden. Sparprogramme in Zeiten hoher Mitarbeiterboni, von Rekordabsätzen und Milliardengewinnen - das klingt nicht überzeugend. Wenn Deutschlands reiche Autokonzerne in diesen Zeiten sparen, dann tun sie das vor allem für ihre Rendite - und nicht, weil ihnen gerade das Wasser bis zum Hals steht. In deutschen Werken sparen, im Ausland Fabriken ausbauen: Für die Betriebsräte hat das keinen guten Beigeschmack.

Statt also offen zu sagen, dass man einige Hundert Millionen Euro im Jahr einsparen will, sprach man bei BMW in der Vergangenheit lieber von "ständigen Kostenanpassungen". Das klingt besser, meint aber im Grunde das Gleiche. Im Frühjahr dann ging es ums Ganze - um Sonderleistungen wie bezahlte Erholungs- und Brotzeitpausen, die nach dem Willen des Managements abgebaut oder ganz abgeschafft werden sollten.

Überraschender Kompromiss in der Brotzeit-Causa

Die Mitarbeiter gingen gegen den Plan auf die Barrikaden - ausgerechnet die bezahlten Brotzeitpausen gelten in den bayerischen Werken als heilig, ihre Abschaffung wäre ein Sakrileg. Bei Autobauer VW stritt man über ein milliardenschweres Sparprogramm für die nächsten Jahre - in München wurde derweil über die Tradition der Brotzeitpause diskutiert.

Am Dienstagabend dann meldete der BMW-Betriebsrat am Standort München einen überraschenden Kompromiss in der Brotzeit-Causa: Statt der bisherigen Pausenzeiten in den Fabriken von 50 Minuten bekommen die Mitarbeiter künftig zwei sogenannte Springerpausen von jeweils 15 Minuten. Erhalten bleibt weiterhin eine eigene bayerische Brotzeitpause von 15 Minuten. Unter dem Strich wären das also fünf Minuten weniger Pause.

Außerdem, verlautete der Betriebsrat weiter, will BMW in den nächsten Jahren mindestens 700 Millionen Euro in das Münchner Werk investieren. 400 neue Arbeitsplätze, ein modernerer Rohbau, ein erweiterter Karosseriebau, eine größere Montagelinie und eine neue Lackierei sollen mit den Geldern finanziert werden.

"Die langfristige Garantie des Produktionsumfangs ist verbunden mit einer Absicherung des Personalstands", ließ sich der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Manfred Schoch in der Mitteilung zitieren - insgesamt seien so 7800 Arbeitsplätze am Standort München gesichert worden, loben die Arbeitnehmervertreter. Und - wichtig für die Betriebsräte des Werkes: "Die Kolleginnen und Kollegen werden bei der Standortsicherung fair behandelt."

Aus Unternehmenskreisen hieß es am Abend, eine Einigung mit den Betriebsräten sei nahe, aber noch nicht unterschrieben. Man befinde sich "auf der Zielgeraden", Details müssten allerdings noch geklärt werden und würden in den nächsten Tagen oder Wochen bekanntgegeben. Bestätigt wurden hier Investitionen in "dreistelliger Millionenhöhe", das genaue Volumen sei aber noch zu klären. Allerdings sei die Einigung nur eine Etappe: Man werde auch in Zukunft auf die "Kosten achten".

© SZ vom 10.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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