Kommentar:Griechische Tricksereien

Was haben die Deutschen einst diskutiert, ob sie ihre Mark für diesen neuen Euro aufgeben sollen.

Von Alexander Hagelüken

Ihre Bedenken richteten sich vor allem gegen eine Währungsgemeinschaft mit dem Süden, mit Ländern wie Griechenland, das seine Drachme in den 80-er Jahren mit Inflationsraten von 25 Prozent zerstörte.

Jetzt scheinen sich die Befürchtungen zu bestätigen: Offenbar hat Griechenland jahrelang seine Haushaltslöcher schön gerechnet - eine Attacke auf die Glaubwürdigkeit des Euro.

Noch liegt einiges im Dunkeln. Die neu gewählte Regierung in Athen verwirrt mit immer neuen Informationen darüber, was ihre sozialistischen Vorgänger getrieben haben sollen. Vieles mag Taktik sein, weil sich die Griechen die von der EU erzwungene Haushaltskonsolidierung nun erleichtern wollen.

Die Brüsseler Währungshüter müssen jetzt den statistischen Urwald durchdringen - dann erst weiß man, wie stark die Partner im Euroclub hinters Licht geführt wurden.

Gottlob ist die griechische Volkswirtschaft klein genug, so dass sie nur begrenzte Wirkung auf den gesamten Währungsraum und damit auf die Stabilität des Euro entfaltet.

Für Europas Bürger ist der Vorfall in jedem Fall bedenklich. Die Griechen sind nicht die einzigen, die an den Fundamenten der Währungsunion rütteln. Deutschland und Frankreich verstoßen durch zu hohe Defizite in Serie gegen den Stabilitätspakt.

Und selbst die Tricks mit der Statistik sind nicht neu: Schon vor zwei Jahren wurde Portugal beim Missbrauch erwischt. Das Vertrauen in den Euro kann so nur schwinden. Wenn die Regeln gebrochen werden, wird die zerbrechliche Währungsunion nicht funktionieren.

© SZ vom 21.09.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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