Kommentar:Die Post spart, der Bürger zahlt

Die Sache stinkt zum Himmel. Da wollten zwei ehemalige Staatsunternehmen ihre Stellen radikal kürzen und prompt stieg die Zahl der Frühpensionierungen stark an. Obwohl der Bund kräftig dafür zahlen musste, sah er nie die Notwendigkeit zum Eingreifen.

Von Martin Reim

Beamte wird man fast nur über Frühpensionierungen los. Dafür wiederum sind gesundheitliche Gründe nötig, und prompt schrieben die Ärzte von Telekom und Post Zehntausende dienstunfähig - zumeist aus psychischen Gründen.

Sicherlich mögen viele der ehemaligen Staatsdiener seelisch krank geworden sein, weil sie die Umstellung von behäbiger Behörde zu aggressiver Aktiengesellschaft nicht mitmachen konnten. Doch ist angesichts der immensen Fallzahlen kaum vorstellbar, dass hier alles korrekt abgelaufen ist. Der anstehende Prozess im ostfriesischen Leer könnte da sehr aufschlussreich werden.

Schier unglaublich

Der eigentliche Skandal ist jedoch, dass der Bund nie eine größere Notwendigkeit zum Eingreifen gesehen hat - obwohl er die Zeche in Form zusätzlicher Pensionslasten zahlt. Dass es keine tiefgehenden Nachprüfungen dieser Vorgänge gegeben hat, ist schier unglaublich. So unglaublich, dass die Vermutung vieler Kritiker plausibel erscheint, der Bund wolle Telekom und Post schützen, weil er große Anteile an den Konzernen hält.

Man darf gespannt sein, wie sich Finanzministerium und Deutsche Bahn rund um einen Börsengang dieses Staatsunternehmens verhalten werden.

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