Knaster-Laster:Bushaltestelle als Geldautomat

An einem bestimmten Tag der Woche fährt in kleinen Orten ein Sparkassenbus vorbei. Die Bürger können dann Geld abheben, Überweisungen aufgeben, Kontoauszüge drucken.

Von Harald Freiberger

Was verbindet die Ortschaften Schneckenlohe (Landkreis Krumbach), Bischhausen (Werra-Meißner-Kreis) und Werneck (Landkreis Schweinfurt)? Es gibt in ihnen keine Bankfiliale mehr, und trotzdem können die Bürger vor Ort Bankgeschäfte erledigen. Sie werden nämlich von einem Sparkassenbus angesteuert, den das örtliche Institut einsetzt, um dem Filialsterben auf dem Land etwas entgegenzusetzen. In der Regel läuft es so ab, dass der Bus immer an einem festen Tag in der Woche für ein paar Stunden in einem Ort steht. Die Bürger können dann Geld abheben, Überweisungen aufgeben, Kontoauszüge drucken.

Einen besonders modernen Bankbus setzt die Sparkasse Werra-Meißner in Nordhessen ein. Es handelt sich um die Sonderanfertigung eines Campingbus-Herstellers, sie kostete 750 000 Euro und ist per Satellit mit der Bankzentrale verbunden. Auch Aktienorders nimmt eine Mitarbeiterin entgegen.

Mit dem Bus reagierte die Sparkasse darauf, dass sie vor Jahren zehn Filialen in kleineren Orten schloss. Danach stellte sie fest, dass Kunden ausblieben, denen der Weg in die Zentrale zu weit war. Der Bus vor Ort dient vor allem dazu, diese Kunden nicht zu verlieren.

Mehrere Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben das in den vergangenen Jahren nachgemacht. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken gibt es ein Serienmodell, das mehrere Institute einsetzen, es wird "Knaster-Laster" genannt. Die Banken greifen damit eine Tradition wieder auf, die nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte: Kleinere Orte steuerten die Institute damals zunächst per Bus an. Später war das nicht mehr nötig, weil sie dort Zweigstellen aufbauten. Jetzt verschwinden die Filialen wieder, und der Bus kehrt zurück.

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