Klub will Unternehmensanleihen anbieten:Schalke 04, der gute deutsche Mittelstand

Schalke 04 ist hochverschuldet. Nun soll fremdes Kapital helfen, den Fußballklub zu sanieren. Wie eine ganz normale Firma geht der Bundesligist mit einer Anleihe an die Börse. Mehr als 50 Millionen Euro könnte er so verdienen. Mit einem ähnlichen Modell haben die Gelsenkirchener schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht.

Hans-Jürgen Jakobs

Den Fußballklub Schalke 04 haben Fans und Experten bisher eher mit dem ganz großen Geld in Verbindung gebracht. Mit teuren Transfers für Spieler wie Raúl oder Klaas-Jan Huntelaar, den aktuellen Torschützenkönig der Bundesliga. Nun aber ist zu erfahren: Die Königsblauen sind Mittelstand, guter deutscher Mittelstand.

Klub will Unternehmensanleihen anbieten: Malochen für den Erfolg: Um sich weiterhin Spieler wie Klaas-Jan Huntelaar leisten zu können, muss neues Kapital beschaffen werden.

Malochen für den Erfolg: Um sich weiterhin Spieler wie Klaas-Jan Huntelaar leisten zu können, muss neues Kapital beschaffen werden.

(Foto: AFP)

Jedenfalls will sich der Verein, der seit Jahren von der Meisterschaft träumt, Kapital im Mittelstandssegment einer deutschen Börse besorgen - in erster Linie von institutionellen Investoren. Bald schon ist die Notierung einer FC-Schalke-Unternehmensanleihe zu erwarten. Das sei "ein wichtiger Baustein unseres Zukunftskonzepts", erklärt Finanzvorstand Peter Peters. So möchte der hochgradig verschuldete Klub seine wirtschaftliche Konsolidierung vorantreiben. Fremdkapital muss helfen.

Noch im ersten Halbjahr 2012 plant der Fußballkonzern aus dem Ruhrpott die Ausgabe einer solchen Unternehmensanleihe. "Die Balance zwischen wirtschaftlicher Solidität und sportlichem Erfolg hat für uns oberste Priorität", doziert Finanzmann Peters: "In zehn Jahren soll der FC Schalke 04 alle Finanzverbindlichkeiten weitestgehend zurückgezahlt haben."

Firmenanleihen sind derzeit groß im Trend. Anleger haben ihre liebe Not mit Staatsanleihen, die infolge der Euro-Krise unsicher geworden sind wie die Schalker Verteidigung an einem schlechten Tag. Und so schauen die Investoren lieber auf Unternehmen, die Geld brauchen und doch Anlass zur Hoffnung geben. Gehört aber der FC Schalke 04 dazu, bei dem Señor Raùl, der von Real Madrid gekommene magische Stürmer, seinen Abschied eingereicht hat?

Bei der Ökonomie verspricht Finanzvorstand Peters das Blaue vom Himmel. "Vor zwei Jahren haben wir den wirtschaftlichen Konsolidierungskurs eingeleitet und seitdem unsere Finanzverbindlichkeiten um rund 48 Millionen Euro reduziert. Diesen Weg werden wir mit einer konservativen Planung konsequent weitergehen", erläutert der Manager.

Unter den zehn wertvollsten Klubs der Welt

Im Jahr 2011 hat der Verein aus Gelsenkirchen den Umsatz im Vergleich zu 2010 um 19,3 Prozent auf den Rekordstand von 224,2 Millionen Euro gebracht. Den Schuldenstand bezifferte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, ein resoluter Fleisch-Unternehmer, Mitte März auf "weit unter 200 Millionen Euro". Im April stand Schalke 04 in einer Studie des Wirtschaftsmagazins Forbes und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte sogar auf Platz zehn der "wertvollsten Klubs der Welt". Da ist es zu verschmerzen, dass Schalke in der abgelaufenen Saison 2011/2012 nur Dritter wurde, damit aber immerhin in der Champions League spielen darf.

Vor zwei Jahren hatte Schalke 04 bereits eine Fan-Anleihe auf den Markt gebracht, die immerhin elf Millionen Euro erlöste; der Klub hatte sich nur zehn Millionen erhofft. Sie bringt 5,5 Prozent Zinsen. Jetzt sieht das Management den Verein noch besser aufgestellt, erste Gespräche mit möglichen Investoren seien sehr gut gelaufen. Wenn alles gut geht, könnte Schalke 04 sogar mehr als 50 Millionen Euro kassieren - um so bestehende Verbindlichkeiten umzufinanzieren.

Das viele Geld soll also nicht dazu dienen, beim Werben um attraktive Spieler mithalten zu können, Umschulden ist angesagt. Jeder interessierte Anleger wird die Anleihen zum Stückpreis von 1.000 Euro kaufen können. Der Wertpapierprospekt ist allerdings von der Finanzaufsichtsbehörde Bafin noch nicht geprüft worden.

Eine schlechte Erfahrung im Anleihen-Geschäft hat Schalke 04 auch schon gemacht - und zwar mit der "Schechter-Anleihe". Dafür erhielt der Verein im Jahr 2002 exakt 85 Millionen Euro und verpfändete dem Vermittler Stephen Schechter die Zuschauererlöse bis 2025; der Deal endete im Streit, die ominöse Anleihe wurde 2010 abgelöst. Die neue Anleihe sei ganz anders, wirbt Manager Peters - alles sei verlässlich. Schönster deutscher Mittelstand eben.

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