Klick-Blick: Skurrile News aus dem Netz:Die Britney-Ökonomie

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Wieso ein Burgerbrater von der Kreditkrise profitiert, wer mit dem Absturz von Britney Spears Millionen verdient und warum Pakistans Börse den Kursrutsch übersteht.

Johannes Kuhn

Die Britney-Economy

Britney Spears: 50.000 Dollar für einen Platz am Nachbartisch. (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de)

"Wer braucht schon die Bankenkrise - wir haben die Britney-Economy!" So oder so ähnlich dürften die Gedanken der Redaktion des US-Wirtschaftsmagazins Portfolio gelautet haben. In der aktuellen Ausgabe wird dort der Einfluss von Britney Spears auf die amerikanische Wirtschaft unter die Lupe genommen.

Ihr Leben sehe für den Leser der Klatschpresse "wie ein Zugwrack aus", sei für den "Britney-Industrie-Komplex" jedoch "eine Goldgrube", heißt es in dem entsprechenden Artikel. So profitieren nicht nur Plattenfirma und Medien ("Würde der Internetverkehr ins Stocken geraten, wenn es keine Britney gäbe?" wird eine von der Dauerberichterstattung frustrierte Yahoo-Mitarbeiterin zitiert), sondern auch die Papparazzi-Industrie mit Millionen Dollar Mehreinnahmen vom turbulenten Leben der Sängerin.

Weitere Nutznießer sind zum Beispiel der Pure Nightclub in Las Vegas, der angeblich jüngst 50.000 Dollar für einen Tisch in der Nähe der Sängerin verlangte. Für einen PR-Auftritt erhält Spears Schätzungen zufolge immer noch 250.000 bis 400.000 Dollar, selbst ihr Ex-Mann Kevine Federline darf noch 30.000 Dollar einstecken, wenn er in Nachtklubs ein paar Hände schüttelt.

Die Britney-Ökonomie sei deshalb momentan mit geschätzten 110 bis 120 Millionen Dollar Umsatz pro Jahr ein nicht zu vernachlässigender Wirtschaftsfaktor: "Die öffentliche Faszination über ihr chaotisches Leben spült weiter Geld in die Kassen derer, die ihr Image verkaufen", lautet das Portfolio-Fazit.

Aktionärsparadies Pakistan?

Keine Panik in Pakistan. (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de)

Vor einigen Wochen nannte der Economist Pakistan noch "den gefährlichsten Ort der Welt". Mark Matthews von der Investmentbank Merrill Lynch widerspricht dem nun heftig: Pakistan biete "die größte Möglichkeit zur Ausnutzung von Informations- und Kursunterschieden der Welt".

Der Economist stimmt dem Banker in seiner aktuellen Ausgabe zu - und belegt das anhand der Börsenzahlen: Seit der Ermordung von Oppositionsführerin Benazir Bhutto hat die pakistanische Börse von allen Handelsplätzen des asiatischen Kontinents am besten abgeschnitten - das Minus liegt nur bei knapp zwei Prozent.

Eine weitere Facette der allgemein wahrgenommenen Irrationalität der Aktienmärkte? Nein, glaubt der Economist: Ein erwartetes Wirtschaftswachstum von 6,5 bis 7 Prozent rechtfertige einen gesunden Optimismus.

Der Hauptgrund für das gute Abschneiden hängt aber dann doch indirekt mit der Panik westlicher Anleger zusammen: Da nur wenige ausländische Aktienhändler in Pakistan aktiv sind, bleibt die Börse dort auch von Ängsten über die amerikanische Kreditkrise und die Sicherheitslage im Land verschont.

Partytour statt Tischlerhandwerk

Wenn Teenager bei sturmfreier Bude eine Party schmeißen und dabei ein paar Vasen zur Bruch gehen, gehört das zum Erwachsenwerden dazu. Für Corey Delaney könnte es hingegen der Beginn einer Karriere sein.

Bei der Feier des 16-jährigen Australiers ging allerdings nicht nur Keramik zu Bruch: Als seine Eltern im Urlaub waren, hatte er auf dem Social Network MySpace eine öffentliche Einladung versandt, woraufhin 500 Gäste zum Haus der Delaneys kamen, dort randalierten und 17.500 Dollar Schaden anrichteten. Der Sohnemann selbst wurde von einer Eingreiftruppe der Polizei verhaftet, die zur Auflösung der Party gekommen war.

Nachdem der Vorfall in den australischen Medien für Aufregung sorgte, wurde Delaney zu einer kleinen Berühmtheit. Grund genug für den Teenager, seine Tischlerlehre zu schmeißen und selbst ins Geschäft mit der professionellen Feierei einzusteigen: Mit Hilfe seines neuen Managers plant er seine eigene Partytour durch ganz Australien.

Sein Berater Max Markson, der auch für diverse Berühmtheiten des Landes arbeitet, schätzt den möglichen Profit auf bis zu 100.000 Australische Dollar (circa 60.000 Euro). "Er hat eine großartige Party am falschen Ort veranstaltet", sagte Markson in einem Interview. Und: "Wir werden eine großartige Party am richtigen Ort auf die Beine stellen".

Facebook ist Ikea

Auf den ersten Blick haben das schwedische Möbelhaus Ikea und die amerikanische Internetplattform Facebook nur wenig gemein, möchte man meinen. Undercover Economist Tim Harford sieht das anders und bringt dies auf den Nenner "Ko-Wertschöpfung": Während Ikea seine Kunden davon überzeugt, dass sie selbst Regale zusammenbasteln und ihre Wohnungen wie professionelle Wohnungsausstatter einrichten können, hat Facebook diese Idee ins 21. Jahrhundert getragen.

Es war das erste soziale Netzwerk, das es jedermann erlaubte, Applikationen für die Plattform zu programmieren und dort zu vertreiben. Der Basteltrieb der Kunden - und das dürfte das Wichtigste sein - spart beiden Unternehmen also letztlich Geld.

Die jüngste Ankündigung von Facebook dürfte man deshalb als weitere Fortsetzung des "Ikea-Prinzips" werten: Die Benutzer der Plattform sollen dabei helfen, die Seite auf Deutsch, Spanisch und Französisch zu übersetzen. Was für Harford "Ko-Wertschöpfung" ist, mag für manche Kritiker eher nach AAL-Prinzip ("Andere arbeiten lassen") klingen. Harford mag es egal sein: Er benutzt seinen Facebook-Account nach eigenen Angaben schon länger nicht mehr.

Schneller Reibach mit dem Tod

Wo die Tragödie ist, winkt auch der Profit. So dachten zumindest die Manager einer Filiale des amerikanischen Einkaufsmarkts Best Buy in San Diego: Bereits Stunden nach dem Tod des australischen Filmschauspielers Heath Ledger hatten sie eine Extra-Ecke für seine Filme eingerichtet. "Gedenken Sie eines großen Schauspielers mit seinen großen Darbietungen", stand auf einem kleinen Schild zu lesen, das dort umgeben von DVDs mit Filmen wie "Brokeback Mountain" stand.

Doch wer in Windeseile mit geheuchelter Pietät Geld zu machen versucht, findet sich im Jahr 2008 in Windeseile im Internet wieder: Nur wenige Stunden später veröffentlichte das Blog Bestweekever ein Foto des Verkaufsaltars - nachdem die US-Verbraucherseite Consumerist den Fall aufgegriffen hatte, zog das Foto schnell heftige Kommentare im Netz nach sich.

Am Donnerstagmorgen, keine 48 Stunden nach dem Ableben des Filmstars, war die Verkaufsaktion vorbei: Mit einem Ausdruck des Bedauerns über die "Unangemessenheit" der Aktion erklärte Best Buy dem Consumerist, man habe die Filiale angewiesen, das Schild zu entfernen. Oder, um mit dem Bestweekever-Blogger zu sprechen: "Wann kommt eine improvisierte Best-Buy-Anerkennung für Heath Ledger zu früh? Die Antwort: Immer."

Burgerbraten in Zeiten des Wirtschaftsabschwungs

Die Angst vor einer Rezession in den USA hatte auch das Weltwirtschaftsforum in Davos vergangene Woche im Griff. Nur John Chidsey, Chef der Fastfood-Kette Burger King, hatte gut lachen.

"Natürlich ist eine Rezession generell keine gute Sache. Aber wir sind äußerst gut aufgestellt, nicht nur Burger King", erläuterte er am Rande der Veranstaltung, "Schnell-Restaurants haben eine antizyklische Konjunktur. Wenn die Menschen weniger Einkommen zur Verfügung haben, wollen sie mehr Wert für wenig Geld."

Der Umkehrschluss dürfte ein interessantes Phänomen hervorbringen: Die Rezession könnte die Amerikaner nicht nur ärmer, sondern auch dicker machen.

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