Klick-Blick:Gratis-Kondome von Thailands Banken

Ein Inder verkauft Trockenflüge, Thailands Banken verschenken Kondome - und das Sparschwein ist am Ende: Skurrile Wirtschaft im Netz.

Johannes Kuhn

Es geht ein Flug nach Nirgendwo

Der Airbus des Inders Bahadur Chand Gupta ist ein wahrer Billigflieger. Für umgerechnet drei Euro können die Passagiere dort ihren Sitzplatz buchen. Das Angebot hat allerdings einen Haken: Das Flugzeug hebt niemals ab.

Die Bodenflüge sind dennoch gut frequentiert, sogar aus anderen Provinzen kommen die Leute nach Dehli, um einmal im Airbus Platz zu nehmen, berichtet Gupta der Times. Mit seinem Geschäftsmodell nutzt der pensionierte Flugzeugingenieur geschickt eine Marktlücke: 99 Prozent der Inder haben noch nie in einem Flugzeug gesessen, viele sind zu arm, um sich je ein Ticket leisten zu können.

Gupta sitzt selbst im Cockpit der ausrangierten Maschine und versucht mit Durchsagen wie "Wir werden bald eine Zone mit Turbulenzen durchfliegen" oder "Wir beginnen nun den Landeanflug auf Delhi" seinen Passagieren ein möglichst realistisches Flugerlebnis zu bieten. Als Stewardessen fungieren seine Frau und einige junge Inderinnen, die den Trockenflug nutzen, um für eine spätere Karriere als Flugbegleiterinnen zu trainieren.

Seltsames zu Weihnachten

Wenn die oberen Zehntausend der USA einkaufen gehen, führt sie ihr Weg nicht selten zum Luxuskaufhaus Neiman Marcus. Dessen Weihnachtskatalog, der jetzt erschien, bietet einige extravagante Geschenke, die bei manchem Normalbürger für Stirnrunzeln sorgen dürften.

Für 30.000 Dollar, berichtet CNN, kann der Kunde für seine Lieben die Hecken seines Formschnittgartens zu einem gigantischen Drachen ummodellieren lassen, für 110.000 Dollar verewigt der brasilianische Künstler Vik Muniz Paare auf der Leinwand - nicht in Öl, sondern in Schokolade und Sirup. Ein Exklusivkonzert des Kirov-Orchesters aus St. Petersburg, präsentiert vom amerikanischen Moderator Regis Philbin, ist für 1,5 Millionen Dollar zu haben. Ein kleines U-Boot kostet mit 1,45 Millionen etwas weniger.

Wer keine Lust hat, an Heiligabend mit seinen Verwandten zu sprechen, wird bei Neiman Marcus fündig und kann sich selbst beschenken: Ein Konversationsroboter mit menschlichen Zügen soll in der Lage sein, Familienmitglieder an der Stimme zu erkennen und mit ihnen Gespräche zu führen. Der Preis: 75.000 Dollar.

Banken, Sex und Scheidungen

Während es hierzulande keine große Überwindung mehr kostet, Kondome im Supermarkt zu kaufen, sieht die Situation in Thailand anders aus. Um schüchternen Thais den Gang in den Laden zu ersparren, hat die dort ansässige Kasikorn Bank deshalb Aktion "Condoms for Confidence" ins Leben gerufen. An Kasikorn-Schaltern im ganzen Land verteilen Mitarbeiter des Kreditinstituts Präservative. Das Gesundheitsministerium, das über ein sinkendes Risikobewusstsein im Umgang mit Aids klagt, begrüßt die Aktion. "Wer keine Kondome braucht, kann sie an seine Familie oder Freunde weitergeben", erklärte ein Mitarbeiter.

Auf das, was manchmal der Liebe folgt, hat sich hingegen die Ogaki Kyoritsu Bank in Japan spezialisiert: Sie bietet einen Scheidungskredit mit einem vergleichsweise niedrigen Zinssatz. Damit spricht sie vor allem jene Kunden an, die wegen hoher Ausgleichszahlungen an den Ehepartner in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Wird in Japan einem Partner im Scheidungsprozess Untreue nachgewiesen, muss er dem oder der Betrogenen oft Schadensersatz in fünfstelliger Dollarhöhe zahlen.

Das Sterben der Sparschweine

Alle Freunde und Hersteller von Sparschweinen müssen jetzt tapfer sein: In zehn Jahren wird es Omas liebste Geldanlageform nur noch in Antiquitätengeschäften geben. Zu diesem Schluss kommt die Wirtschaftsredaktion von MSNBC, die zehn Dinge aufgeschrieben hat, deren Hersteller in der nächsten Dekade vor schweren Zeiten stehen werden.

Während das Sparschwein im bargeldlosen Zeitalter keinen Platz mehr finden wird, müssen die Hersteller von Farbfilmen für Fotoapparate der Digitalisierung Tribut zollen, so die Prognose. Auch die Betreiber von Münzfernsprechern müssen fürchten, dass ihre Einnahmequelle in zehn Jahren komplett in der Handy-Flut untergegangen sein wird. Auch die Druckindustrie steht vor einer Krise, weil die Zeitung in einer Dekade angeblich in andere Sphären eingegangen sein wird - ins Internet. "Wir empfehlen Startups nicht, eine Menge Geld in eine Druckerpressen-Fabrik zu investieren", schreiben die MSNBC-Redakteure.

Der Ruf der Google-Kantine

Über die wachsende Macht des Internetunternehmens Google wurde bereits viel geschrieben - doch nun macht sich sogar bei Bewohnern des Städtchens Mountain View in Kalifornien, in dem Google seinen Hauptsitz hat, Unwohlsein breit.

Die Gründer Larry Page und Sergey Brin hätten in den letzten Jahren eine "Unabhängige Republik Google" innerhalb der Stadtgrenzen gegründet, ist in der Los Angeles Times zu lesen. Die gigantischen Einnahmen der letzten Jahre wären dazu genutzt worden, immer mehr Land für die Firmenzentrale in Beschlag zu nehmen, ohne sich wirklich in die Stadt zu integrieren.

Die Einheimischen, berichtet die LA Times weiter, hätten inzwischen begonnen, der isolierten Firma kindische Streiche zu spielen. So besteht der Teamentwicklungs-Wettbewerb der PR-Agentur Eastwick Communications darin, dass sich die Mitarbeiter in die Google-Cafeteria einschmuggeln, um dort eine der kostenlosen Mahlzeiten zu ergattern. Eine PR-Beraterin erhielt von Eastwick gar einen 50-Dollar-Gutschein als Belohnung: Sie hatte einem Google-Mitarbeiter die orange Flagge seines bunten Firmenfahrrads abgeschwatzt.

Du bestimmst den Preis

Neue Wege in der Vermarktung ihrer Alben geht die englische Band Radiohead. Vom 10. Oktober an ist "In Rainbows", ihr erstes Album seit 2003 online als Download erhältlich. Das Besondere daran: Die Fans bestimmen selbst, was sie für die zehn Songs bezahlen wollen.

Klickt der Käufer auf das Preisfeld, erscheint der Satz "It's up to you". Im Internet wird nun heftig diskutiert, wie viel ein Radiohead-Album wert sein soll und was der Hintergrund der Aktion ist. Während das Wall Street Journal vermutet, dass die Band auf diesem Weg Theorien über die Preisgestaltung beim Onlinekauf testen will, sehen viele Fans die Aktion als ersten Schritt zur Autonomie von der Musikindustrie, da Radiohead momentan bei keinem Plattenlabel unter Vertrag stehen.

Umfragen zufolge bezahlen die Benutzer online bislang allerdings etwas weniger als für ein reguläres Album. Da noch nicht klar ist, ob und wann das Album in den Handel kommt, bleibt die einzige Möglichkeit, "In Rainbows" mit Plattencover in der Hand zu halten, die Bestellung eines luxuriösen Boxsets. Für dieses verlangen Radiohead auf ihrer Homepage einen festen Preis von 40 Pfund.

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