Klage wegen fauler Hypothekenpapiere:Breitseite gegen JP Morgan

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Es könnte der Auftakt zu einer ganzen Serie von Prozessen sein, mit denen die Justiz versucht, Banken für die Finanzkrise zur Rechenschaft zu ziehen: Die US-Großbank JP Morgan steht wegen möglichen Betrugs vor Gericht. Sie soll das Geld von Anlegern vernichtet haben.

Jahre nach der Finanzkrise soll die US-Justiz die heimischen Banken nun stärker zur Verantwortung ziehen. Als erstes knöpfen sich die Behörden den Branchenriesen JP Morgan Chase vor, der sich wegen Vorwürfen des Wertpapierbetrugs vor Gericht verantworten muss.

Der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman reichte Klage ein. Konkret richtet sich diese gegen die Investmentbank Bear Stearns, die JP Morgan während der Krisenturbulenzen im März 2008 auf Geheiß der Regierung hastig übernommen hatte.

"Systematisch" nicht an Vorschriften gehalten

Bear Stearns verkaufte bereits in den Jahren 2006 und 2007 an Investoren Wertpapiere, die auf Hypothekenkrediten finanzschwacher Schuldner beruhten. Insgesamt verloren die Anleger laut Klageschrift 22,5 Milliarden Dollar - ein Viertel des ursprünglichen Wertes. Bear Stearns wird vorgehalten, bei der Prüfung der Hausdarlehen nicht sorgfältig gewesen zu sein.

Das Geldhaus habe sich "systematisch" nicht an entsprechende Vorschriften gehalten. Mit dem Fall beschäftigt sich nun der Oberste Gerichtshof des Bundesstaates New York. Schneidermans Klage ist eine Zivilklage, es geht also um Schadenersatz.

JP Morgan kündigte an, sich gegen die Vorwürfe zur Wehr zu setzen. Die Bank legt großen Wert darauf, dass die fraglichen Geschäftspraktiken von Bear Stearns aus einer Zeit vor der Übernahme stammen.

Schneidermans Vorstoß ist das erste Ergebnis einer von US-Präsident Barack Obama ins Leben gerufenen Expertenkommission, die die Ursachen der Finanzkrise beleuchten soll und in diesem Jahr an den Start ging. Schneiderman ist ein führendes Mitglied dieser Gruppe. Nach Auskunft von Personen, die mit der Sache vertraut sind, sollten auch die Bundesbehörden Schritte gegen JP Morgan ankündigen. Ein ähnliches Vorgehen gegen andere Banken werde folgen, sagte ein Insider.

Kein unbeschriebenes Blatt

Für JP-Morgan-Chef Jamie Dimon bedeutet der Fall neuen Ärger mit der Justiz. Die Behörden nehmen bereits Handelsgeschäfte unter die Lupe, die zu Verlusten über fast sechs Milliarden Dollar führten. Zudem schaut sich die Energieaufsicht Geschäfte von JP Morgan mit dem Betreiber des kalifornischen Stromnetzes genauer an. Bear Stearns ist kein unbeschriebenes Blatt.

Zwei Hedgefonds-Manager des Instituts mussten vor Gericht, weil sie Investoren über die Finanzlage ihrer Fonds belogen haben sollen. Doch die beiden wurden schließlich freigesprochen. Der Fall ist bis heute einer der wenigen geblieben, in denen Banker im Zuge der Finanzkrise strafrechtlich belangt wurden. Als Krisenhöhepunkt gilt der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008. Die Auslöser gehen auf die Hypotheken- oder sogenannte Subprimekrise zurück.

Dazu kam es, nachdem massenweise einkommensschwache Amerikaner ihre - auch mit staatlichen Anreizen unterstützten - Hauskredite nicht mehr bedienen konnten und damit Finanzinstitute in schwere Bedrängnis brachten. Große Banken konnten sich teilweise der Risiken entledigen, indem sie die Hypothekendarlehen zu Wertpapieren gebündelt und mit attraktiven Renditen an Investoren verkauft hatten.

Viele Anleger blieben dann in der Krise auf immensen Verlusten sitzen und zogen vor Gericht. Auch die US-Regierung nahm Banken ins Visier, darunter die Deutsche Bank. Der gelang es im Mai, ihren wichtigsten Streit mit den US-Behörden um faule Hypotheken mittels eines gut 200 Millionen Dollar schweren Vergleichs beizulegen.

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