Kirch-Prozess:Deutsche-Bank-Chef Fitschen muss mit Anklage rechnen

Jürgen Fitschen

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Jürgen Fitschen und ehemalige Manager der Deutschen Bank.

(Foto: dpa)

Es war bereits die dritte Razzia bei der Deutschen Bank: Die Staatsanwälte ermitteln jetzt gegen neun aktive und frühere Manager des Instituts - wegen versuchten Prozessbetrugs im Fall Kirch. Auch Co-Chef Jürgen Fitschen gerät immer mehr ins Visier der Ermittler.

Von Klaus Ott

München - Die Münchner Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen im Fall Kirch gegen die Deutsche Bank drastisch ausgeweitet und bereitet inzwischen offenbar sogar eine Anklage gegen Jürgen Fitschen vor, einen der beiden Vorstandschefs. Am Dienstag durchsuchte die Staatsanwaltschaft erneut das Geldinstitut, zum dritten Mal bereits. Die Strafverfolger gehen dem Verdacht nach, dass neben Fitschen und seinen Vorgängern Josef Ackermann und Rolf Breuer noch weitere Banker sowie Rechtsanwälte versucht hätten, im Kirch-Prozess die Justiz zu täuschen.

Jetzt zählt auch Stephan Leithner, er ist seit Mitte 2012 Personal- und Rechtsvorstand, zu den Beschuldigten. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen nunmehr 14 Personen. Neun aktiven oder ehemaligen Bankern sowie drei Anwälten des Instituts wird versuchter Prozessbetrug beim Oberlandesgericht (OLG) München vorgeworfen, bei dem der inzwischen verstorbene Medienmagnat Leo Kirch auf Schadensersatz geklagt hatte. Zwei Zeugen in diesem Verfahren, darunter der frühere Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff, sollen falsch ausgesagt haben. Alle Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe.

Kirch war einst Kreditkunde der Deutschen Bank gewesen und hatte dem Institut vorgeworfen, ihn kurz vor seiner Pleite im Jahr 2002 hintergangen zu haben, um an einer Zerschlagung seines Film- und Fernsehimperiums verdienen zu können. Nachdem die Staatsanwaltschaft bei früheren Durchsuchungen auf zahlreiche Dokumente gestoßen war, die das Institut teilweise schwer belasteten, zahlte die Deutsche Bank vor wenigen Wochen im Wege eines Vergleichs 925 Millionen Euro Schadensersatz an Kirchs Familie und an seine Gläubiger.

Fitschen lehnt Einigungsangebot ab

Anschließend wollte sich die Staatsanwaltschaft bei Fitschen mit einem Bußgeld begnügen, das sich offenbar auf 500 000 Euro belaufen hätte. Der Co-Vorstandschef sollte zugeben, dass er sich in der Bank fahrlässigerweise nicht richtig um den Fall Kirch gekümmert und insofern seine Dienstpflichten verletzt habe. Für den Aufsichtsrat des Instituts wäre ein Bußgeld kein Anlass gewesen, sich von Fitschen zu trennen. Möglicherweise hätte aber die Finanzaufsicht Bafin dann geprüft, ob Fitschen im Amt bleiben könne.

Der Co-Vorstandschef weigerte sich letztlich, ein Bußgeld zu akzeptieren. Auch Personal- und Rechtsvorstand Leithner, bei dem die Ermittler ebenfalls einen Bußgeldbescheid erlassen wollten, lehnte eine solche Lösung ab. Er hätte weniger gezahlt als Fitschen. Im Umfeld der Deutschen Bank heißt es, Fitschen und Leithner hätten sich auf einen derartigen "Kuhhandel" nicht einlassen wollen. Beide seien davon überzeugt, im Fall Kirch nichts falsch gemacht zu haben. Dass die Ermittler das Verfahren nun auf weitere Beschuldigte inklusive Leithner ausgeweitet haben, sei die "Quittung" für dieses Verhalten, heißt es weiter.

Die Staatsanwaltschaft bereitet eine Anklage vor, die im Verlauf des Frühjahrs vorliegen und sich gegen Fitschen, Ackermann, Breuer sowie zwei weitere Ex-Vorstände richten soll.

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