Kfz-Versicherungen:Lohnender Wechsel

Viele Versicherer haben die Tarife gesenkt. Wer bis zum Dezember seine Kfz-Versicherung kündigt und einen neuen Anbieter sucht, kann viel Geld sparen.

Marco Völklein

Autofahren geht ins Geld, keine Frage. Und es wird immer teurer. Auch wenn der Spritpreis zuletzt wieder gefallen ist, sind die Gesamtkosten für ein Auto seit Herbst 2007 um 4,3 Prozent gestiegen, ermittelte der Automobilclub ADAC. Damit lag der Wert über der Inflationsrate, die im selben Zeitraum 2,9 Prozent betrug. Neben den höheren Preisen für Benzin und Diesel trugen auch teurere Reparaturen und Inspektionen zu dem Anstieg bei. Viele Autofahrer wollen daher wenigstens bei der Kfz-Versicherung sparen. Das ist für die meisten Autobesitzer jetzt wieder möglich.

Kfz-Versicherungen: Wer ein Auto besitzt, sollte sich genau informieren, welche Versicherung für ihn die beste ist.

Wer ein Auto besitzt, sollte sich genau informieren, welche Versicherung für ihn die beste ist.

(Foto: Grafik: Michael Mainka, www.check24.de; Fotos: dpa)

In diesem Jahr haben die Autofahrer sogar einen Tag mehr Zeit für die Suche nach einem neuen Versicherer. Normalerweise sehen die Versicherungsverträge einen Wechsel zum Kündigungstermin 31. Dezember vor; das Kündigungsschreiben muss einen Monat vorher, also bis Ende November beim bisherigen Versicherer eingehen. Da aber der 30. November in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, akzeptieren die Versicherer die Kündigung auch noch, wenn das Schreiben erst am 1. Dezember eingeht. Darauf weist der Gesamtverband der Versicherer (GDV) hin.

Und der Wechsel lohnt sich: Viele Versicherer haben die Tarife erneut gesenkt - zum Teil im zweistelligen Prozentbereich, wie eine Studie der Unternehmensberatung Nafi für die Zeitschrift Capital zeigt. Laut Stiftung Warentest sind je nach Nutzertyp einige hundert Euro Ersparnis pro Jahr drin.

Allerdings kann es nicht schaden, sich frühzeitig Gedanken zu machen. Denn der Markt für Kfz-Versicherungen ist äußerst umkämpft und das Durcheinander der Tarife verwirrend. Nach Angaben der Stiftung Warentest rangeln 83 Versicherer mit 153 verschiedenen Tarifen um die Kunden. Für Autofahrer ist es schwer, da den Durchblick zu behalten.

Tipp: Am Beitragsniveau orientieren

Das Problem bei der Kfz-Versicherung ist die Vielfalt der Tarife und möglichen Rabatte. Die Versicherungsunternehmen gewähren zum Beispiel Beamten einen Nachlass gegenüber Angestellten, Hausbesitzer erhalten einen Rabatt, Wohnungsmieter aber nicht. Wer Mitglied in einem Automobilclub ist, erhält dort vielleicht den Versicherungsvertrag etwas günstiger; ebenso verhält es sich, wenn der Autobesitzer sein Fahrzeug in einer Garage und nicht auf der Straße parkt.

Außerdem haben viele Versicherer mittlerweile zwei Tarifarten im Angebot: Einen abgespeckten Tarif, den sie meist "Standard-", "Kompakt-" oder "Basis-Tarif" nennen, der dem Autofahrer einen günstigen Grundschutz bietet, und einen zweiten, teureren Tarif, der meist "Komfort-" oder "Plus-Tarif" genannt wird und noch einige Zusatzbausteine enthält. Das verwirrt zusätzlich.

Die Stiftung Warentest gibt Autofahrern folgende Grundregel an die Hand: Wer nur eine Haftpflichtversicherung sucht, kann sich am Beitragsniveau der Versicherer orientieren. "Da die Versicherung gesetzlich vorgeschrieben ist, sind die Leistungen der Versicherer nahezu identisch", so die Warentester.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Vergleichsrechner die Versicherungswahl vereinfachen können.

Beispiele für die fünf größten deutschen Städte

Bei einer Kaskoversicherung sieht es dagegen anders aus: Hier gibt es Unterschiede bei den Extras, die ohne Zuschlag mitversichert sind. Streunen zum Beispiel regelmäßig Marder durch die Wohngegend, kann es sinnvoll sein, wenn ein Kaskoversicherer auch Reparaturen bezahlt, die durch Marderbiss verursacht wurden. Und wird ein Neuwagen gestohlen oder kommt es zum Totalschaden, erhält der Kunde bei der Neuwertentschädigung den Originalpreis des Wagens - allerdings entschädigen einige Versicherer nur sechs Monate lang den Neuwert, andere dagegen bis zu 18 Monate.

Mehr im Netz
Vergleichen Sie über 100 Tarife der wichtigsten Kfz Versicherungen mehr...


Vergleichsrechner erleichtern Versicherungswahl

Solche zusätzlichen Extras sind aber bei vielen Versicherern eben nur in den teureren Komfort- oder Plus-Tarifen eingeschlossen. Ein genauer Blick auf die Versicherungsbedingungen ist deshalb hilfreich. Im Internet bieten Vergleichsrechner wie www.check24.de oder www.aspect-online.de einen solchen Service an. Der Autobesitzer macht Angaben wie Wohnort, Beruf und Art des Autos - und die Rechner spucken die günstigsten Angebote aus. Der Anbieter Check24.de hat für die SZ vier Beispiele für die fünf größten deutschen Städte durchgerechnet.

Wichtig für viele ist zum Beispiel eine Mallorca-Police. Diese ist vorteilhaft, wenn man im Ausland mit einem Mietwagen unterwegs ist. Die ausländischen Gesellschaften, bei denen der Mietwagen versichert ist, sehen oft nur wesentlich geringere Haftpflicht-Deckungssummen vor. Bei hohen Schäden müsste also der Mietwagenfahrer für den Differenzbetrag aufkommen. Eine Mallorca-Police übernimmt diese Ausgaben.

Oft gibt es die Tarife auch mit Rabattretter. Er hilft vor allem Versicherten, die lange Jahre ohne Unfall unterwegs waren und nun in einer günstigen Schadenfreiheitsklasse (SF) von ihrer vorsichtigen Fahrweise profitieren: Sie zahlen einen besonders niedrigen Beitrag. Bei einem selbstverschuldeten Unfall würden sie in der Kaskoversicherung in eine schlechtere SF zurückgestuft und müssten eine höhere Prämie zahlen. Der Rabattretter verhindert zwar nicht die Rückstufung, sorgt aber dafür, dass der niedrige Beitragssatz zunächst erhalten bleibt. Erst bei einem weiteren Unfall würde dann ein höherer Beitrag fällig werden. Manche Versicherer gewähren den Rabattretter bereits ab SF 25, andere erst ab SF 30.

Ein neuer Trend ist die Werkstattbindung: Der Versicherungskunde verpflichtet sich, bei einem Schadensfall das Auto in einer Werkstatt reparieren zu lassen, die einen Vertrag mit dem Versicherer hat. Dort hat der Versicherer besonders günstige Konditionen ausgehandelt. Vorteil: Diese Ersparnis gibt er an den Kunden in Form niedrigerer Beiträge weiter. Das Werkstattnetz ist in manchen Regionen sehr dünn. Interessenten sollten deshalb darauf achten, dass der Versicherer einen Hol- und Bringservice hat, rät der Bund der Versicherten. Und Kunden, die ihr Auto geleast oder finanziert haben, sind oft verpflichtet, bestimmte Vertragswerkstätten aufzusuchen, wollen sie nicht die Herstellergarantie verlieren. Für sie sind Tarife mit Werkstattbindung in der Regel nicht geeignet.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: