KfW:Einer von ihnen

KfW: Günther Bräunig, 62, hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Job-Angebote aus der Finanzindustrie bekommen. Aber er blieb der KfW treu, von 1989 an. Seit Jahresbeginn ist er dort Chef - sehr zur Freude der Belegschaft.

Günther Bräunig, 62, hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Job-Angebote aus der Finanzindustrie bekommen. Aber er blieb der KfW treu, von 1989 an. Seit Jahresbeginn ist er dort Chef - sehr zur Freude der Belegschaft.

(Foto: PR)

Günther Bräunig kennt die Förderbank so gut wie kaum ein anderer. Er arbeitet seit fast 30 Jahren bei der Bank. Die kann seine Erfahrung gut gebrauchen.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Am Chefbüro hat Günther Bräunig kein Interesse. Seit dem Jahreswechsel steht er an der Spitze der KfW, und wenn er bislang nach innen wie außen mit etwas glänzt, dann ist es seine offenkundige Bescheidenheit. Er werde in der achten Etage bleiben, dort sitze er auch näher an den Besprechungsräumen, sagte Bräunig am Montag bei seinem ersten Auftritt als Chef der staatlichen Förderbank. Das Büro seines Vorgängers zwei Stockwerke höher gibt er zum Umbau frei. Auch sein jetziges sei ihm eigentlich "viel zu groß".

Bräunig, 62, folgt auf Ulrich Schröder. Der hatte vor etwa zwei Jahren eine Krebserkrankung öffentlich gemacht und sein Amt zum Jahresende aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt. Bräunig hatte Schröder jahrelang bereits fachlich vertreten und war im Herbst 2016 offiziell zu dessen Stellvertreter ernannt worden. Anfang Dezember hatte der KfW-Verwaltungsrat unter Vorsitz von Bundesfinanzminister Peter Altmaier (CDU) Bräunig als neuen Bankchef vorgeschlagen. In der Bank galt er als natürlicher Nachfolger, im politischen Berlin ist er angesehen.

Der Jurist arbeitet seit bald 30 Jahren für die KfW, nach vergleichsweise kurzen Stationen im Investmentbanking der Commerzbank und beim Flugzeugbauer Airbus. Von 1989 an machte Bräunig Karriere bei der Staatsbank. Seit 2006 gehört er dem Vorstand an, wo er bisher für das Kapitalmarktgeschäft sowie für die Themen Personal und Recht zuständig war. Jetzt hat er die Gesamtverantwortung, und es dürfte von Vorteil sein, dass er die Bank so gut kennt wie kaum jemand sonst.

Denn mit dem Chefposten hat er auch eine Reihe angestauter Probleme übernommen. Schröder hatte die Bank seinerzeit den Regeln der Finanzaufsicht Bafin unterworfen, wodurch sie nun ähnlich streng behandelt wird wie private Geschäftsbanken. Anfang 2017 bemängelte die Behörde IT-Probleme bei der KfW, und wie zur Bestätigung überwies die Bank im darauffolgenden Frühjahr fehlerhaft 7,6 Milliarden Euro - wegen einer Computerpanne. Damit so etwas nicht wieder passiert, habe man zahlreiche Maßnahmen beschlossen, sagte Bräunig, die man jetzt nach und nach abarbeite. Die sechste, derzeit vakante Stelle im Vorstand werde mit einem IT-Spezialisten besetzt, kündigte er an. Bis zur Vorlage der KfW-Bilanz im April solle ein Kandidat für den Posten des IT-Chefs feststehen.

Das Fördervolumen der KfW ist im zurückliegenden Jahr leicht gesunken. 76,5 Milliarden Euro gab das Institut in Form von Krediten oder direkten Investitionen aus, davon etwa zwei Drittel im Inland und ein Drittel im internationalen Geschäft. Für energieeffizienten Wohnungsneubau und energetische Sanierung stellte die KfW mit einem Plus von elf Prozent deutlich mehr Geld bereit als im Vorjahr. 52 000 Mittelständler und Gründer erhielten Fördermittel oder vergünstigte Kredite. Die Finanzierung von Start-ups wird von Sommer an in einer neuen Tochtergesellschaft gebündelt, die mittelfristig 200 Millionen Euro pro Jahr bereitstellen soll.

Unter Ulrich Schröder ist die Staatsbank gemessen an der Bilanzsumme zur drittgrößten Bank Deutschlands herangewachsen. Das Institut ist das wichtigste Vehikel der Bundesregierung zur Finanzierung von staatlichen Förderprogrammen für Gründer, Unternehmen oder Bauvorhaben und der Entwicklungshilfe. Bräunig kündigte an, transparenter arbeiten zu wollen und mehr zu betonen, wie sehr die Bank auf den Umwelt- und Klimaschutz ausgerichtet ist. Die Bank modernisieren muss er ohnehin. Gefragt nach einer Prognose für sein Wirken sagt er nur: "Ich sehe da nicht wirklich einen Bedarf für eine eigene Handschrift."

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