Kein Geld von Infineon:Rettungspaket für Qimonda geplatzt

Qimonda vor dem Aus: Die Konzernmutter Infineon schlägt das sächsische Hilfsangebot für die taumelnde Tochter aus. Nun droht die Pleite.

M. Balser und Chr. Kohl

Nach wochenlangen Verhandlungen ist der Rettungsversuch für den von der Pleite bedrohten Chipkonzern Qimonda gescheitert. Die Infineon-Führung schlug am Dienstagabend ein Hilfspaket der sächsischen Landesregierung aus. Die Bedingungen des Freistaates Sachsen seien nicht erfüllbar, erklärte Europas zweitgrößter Chipkonzern und brüskierte damit die Verhandlungsführer des Freistaats.

Qimonda, AP

Qimonda wird nicht von der Konzernmutter Infineon gestützt, nun droht das Aus.

(Foto: Foto: AP)

Zuvor hatte Sachsen Qimonda ein Darlehen über 150 Millionen Euro angeboten. Bedingung der Politik: Auch Infineon müsse für die Tochter Verantwortung übernehmen und ihr mit einer Finanzspritze von weiteren 150 Millionen Euro bei der Genesung helfen.

Infineon sei vom Rettungsvorschlag aus Sachsen völlig überrascht worden, verlautete am Dienstag in Konzernkreisen. Am Abend wies das Management das Hilfspaket offiziell zurück: "Diese Forderung übersteigt bei weitem die Möglichkeiten, wie sie Infineon in den Verhandlungen mit dem Freistaat frühzeitig und deutlich zum Ausdruck gebracht hat."

Vorstandschef Peter Bauer schob die Verantwortung für die gescheiterten Gespräche nach Dresden weiter: "Wir sind mit dem Angebot an die Grenze der noch vertretbaren Belastungen gegangen." Sein Unternehmen habe in Verbindung mit dem Verkauf eines substanziellen Aktienpaketes an Sachsen einen Kredit angeboten. "Wir bedauern außerordentlich, dass unsere Vorschläge vom Freistaat Sachsen nicht berücksichtigt worden sind."

Die Landesregierung warnte am Abend vor den schwerwiegenden Folgen eines Scheiterns der Rettungsgespräche. Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) erklärte, er sei "sehr enttäuscht" über die Reaktion von Infineon. "Der Freistaat ist mit seinem Angebot an die Grenze dessen gegangen, was wir gegenüber dem Steuerzahler verantworten können". Er hoffe, dass die Ablehnung von Infineon nicht das letzte Wort sei. Denn eine Lösung ohne ein Engagement von Infineon sei "europarechtlich nicht möglich".

Die Infineon-Tochter steht ohne weitere Unterstützung vor dem Aus. Seit Jahren kämpft die Firma mit dem heftigen Preisverfall auf dem Markt für Speicherchips wie sie in Computern und der Unterhaltungselektronik eingesetzt werden. Chipkrise und der Preisverfall hatten zuletzt erneut zu enormen Verlusten bei der Infineon-Tochter geführt. Eine Trendwende ist nicht auszumachen.

Infineon sucht seit Monaten händeringend nach einem Käufer für die verlustreiche Tochter, an der die Mutter noch 77,5 Prozent hält. Seit mehreren Wochen hatten beide Seiten an einem Rettungsplan gefeilt. Denn Sachsen muss bei einer Insolvenz von Qimonda dramatische Auswirkungen auf den Halbleiterstandort Sachsen mit rund 1200 Firmen und etwa 40.000 Beschäftigten fürchten.

Auseinandersetzungen in der Regierung

Die sächsische Landesregierung setzte die Konzernmutter Infineon deshalb unter Druck. Die Regierung unter Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) erklärte sich zwar bereit, Qimonda mit einem Darlehen von 150 Millionen Euro zu helfen, knüpfte die Unterstützung aber an zahlreiche Bedingungen. Infineon müsse die gleiche Summe in bar zuschießen, eine Standortgarantie für Dresden abgeben und Investitionszusagen für Um- und Neubauten in der Produktion geben. "Nur gemeinsam mit dem Eigentümer Infineon ist eine Hilfe für Qimonda möglich", hatte Tillich erklärt.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung war es in der Landesregierung zuvor zu Auseinandersetzungen über die Modalitäten des Hilfspakets gekommen. Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) habe sich für die von Infineon favorisierte Beteiligung an Qimonda stark gemacht, weil er andernfalls ein Scheitern der Gespräche befürchtete. Ministerpräsident Tillich habe die Lösung jedoch abgelehnt und auf ein Darlehen und einen finanziellen Beitrag Infineons gepocht.

Nach der Absage von Infineon stehen Landesregierung und Qimonda-Management nun vor einem Scherbenhaufen. Ein neuer Anlauf gelte als äußerst unwahrscheinlich, verlautete am Dienstag aus Konzernkreisen. Nach SZ-Informationen wiesen auch Teile des Infineon-Aufsichtsrates die Forderungen der Politik zurück. Infineon leide unter schwachen Zahlen und sehe sich angesichts der gewaltigen Branchenkrisen nach Milliardenverlusten nicht zu weiteren Zahlungen in der Lage, hieß es.

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