Kaufhof-Interessent Benko:Werbetrubel in Deutschland, Schmutzkübel in Österreich

Der junge Österreicher René Benko will Kaufhof übernehmen. In seiner Heimat ermittelt angeblich die Staatsanwaltschaft gegen seine Immobilienholding Signa - wegen Geldwäsche. Aus dem Unternehmen heißt es: "Wir haben nichts zu verbergen."

Caspar Busse

Unermüdlich ist René Benko derzeit in Deutschland auf Werbetour. Kaufhof sei "grundsolide, gut aufgestellt, mit einem perfekten Management ausgestattet", jubelte der Österreicher am Wochenende im Tagesspiegel. Er werde "massiv in die Filialen investieren" und neue Standorte erschließen, verspricht er in der Wirtschaftswoche. Die verunsicherten Kaufhof-Mitarbeiter werden es mit Freude hören.

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René Benko will Kaufhof erwerben. Für seine Immobilienholding Signa interessiert sich einer österreichischen Zeitung zufolge die Staatsanwaltschaft.

(Foto: dpa)

Der 34-jährige Österreicher Benko gilt mit seiner Immobilienholding Signa bisher als aussichtsreichster Bieter im Kampf um die Metro-Tochterfirma Kaufhof. Mit im Rennen ist auch Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen zusammen mit dem US-Finanzinvestor Blackstone. Außenseiterchancen werden Wolfgang Urban eingeräumt, der langjährige Kaufhof- und Karstadt-Chef bemüht sich zusammen mit Privatinvestoren um den Warenhauskonzern. Noch in diesem Jahr soll eine Vorentscheidung fallen, verlautet aus dem Metro-Konzern. Der Kaufpreis wird auf mehr als zwei Milliarden Euro geschätzt.

Jetzt aber könnte der erfolgsverwöhnte, gebürtige Tiroler Benko unter Druck geraten. Denn in Österreich interessiert sich offenbar die Staatsanwaltschaft für seine Signa-Holding. Ermittelt werde wegen des Verdachts auf Geldwäsche, meldet die Wiener Tageszeitung Die Presse. Die Ermittlungen würden schon länger laufen, wird eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien zitiert. Es handele sich dabei nicht um eine anonyme Anzeige, die Staatsanwaltschaft habe zudem "eine Menge Unterlagen", die noch nicht vollständig ausgewertet seien.

Man sei von den Behörden noch nicht kontaktiert worden, teilte dazu die Signa-Holding am Wochenende mit: "Wir haben nichts zu verbergen - im Gegenteil: Alle unsere Transaktionen sind mit einem Höchstmaß an Transparenz ausgestattet." Das Geschäftsgebaren werde permanent kontrolliert, schreibt das Unternehmen von Benko und holt dann zum Gegenschlag aus: "Wir orten in dieser Aktion eine Schmutzkübelkampagne von offensichtlichen Mitbewerbern im Kaufhof-Bieterverfahren und sind überzeugt, dass sich die Staatsanwaltschaft von derartigen Manövern nicht täuschen lässt", heißt es in der schriftlichen Stellungnahme. Im Bieter-Konsortium für Kaufhof hat Benko unter anderem den ehemaligen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking an Bord geholt.

Es sei bemerkenswert, dass gerade jetzt diese Ermittlungen bekannt würden, heißt es bei mehreren Beteiligten. "Da wird offenbar mit allen Mitteln gearbeitet", meint ein Insider. Beim Metro-Konzern in Düsseldorf gab es keinen Kommentar zu den angeblichen Ermittlungen. Auf der anderen Seite könnte der Vorfall für Benko gefährlich werden. Denn wenn sich wichtige Finanziers oder Banken zurückziehen würden, wäre seine Offerte möglicherweise hinfällig. Ohnehin wird spekuliert, dass Benko vor allem an den wertvollen Kaufhof-Immobilien interessiert sei. Das aber wies der Österreicher am Wochenende entschieden zurück: "Absoluter Schwachsinn."

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