Siemens-Kauf Dresser-Rand:Ölpumpen statt Küchenmixer

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Der neue und der alte Siemens-Chef im Jahr 2013: Joe Kaeser (li.) und Peter Löscher (re.). Bei der Übernahme von Dresser-Rand hatte Kaeser nun die Nase vorn.

(Foto: dpa)

Auf amerikanischen Ölfeldern lässt sich viel Geld verdienen. Auch Siemens will an dem Boom teilhaben und kauft die Energietechnikfirma Dresser-Rand. Dafür verkauft der Konzern seine Anteile am Geschäft mit Haushaltsgeräten.

  • Siemens will am Öl- und Gasboom in den USA profitieren und kauft das US-Unternehmen Dresser-Rand, das Technik für Öl- und Gasfelder herstellt.
  • Zugleich gibt Siemens seine 50 Prozent an BSH ab, dem Joint-Venture für Haushaltsgeräte mit Bosch.
  • Auch das Schweizer Technologieunternehmen Sulzer wollte Dresser-Rand übernehmen. Sulzer-Chef ist der ehemalige Siemens-Vorstandschef Peter Löscher.

Das ist Siemens' Angebot

Siemens will den US-Öl- und Gastechnik-Spezialisten Dresser-Rand für umgerechnet knapp sechs Milliarden Euro übernehmen. Das Unternehmen aus Houston, Texas, stellt Kompressoren, Pumpen, Zentrifugen und andere Technik für den Einsatz auf Öl- und Gasfeldern her. Die Unternehmen hätten vereinbart, dass die Münchner alle ausgegebenen und ausstehenden Aktien von Dresser-Rand im Zuge eines freundlichen Übernahmeangebots erwerben, teilte Siemens mit. Der Verwaltungsrat der Amerikaner unterstütze das Angebot einstimmig und habe den Aktionären empfohlen, es anzunehmen. Das Geld für den Kauf dürfte auch aus einem anderen Deal kommen, den Siemens am Montag verkündete: Bosch wolle Siemens für drei Milliarden Euro den 50-Prozent-Anteil an dem gemeinsamen Hausgeräte-Unternehmen BSH abnehmen, das vor fast einem halben Jahrhundert entstanden ist. Die Kartellbehörden müssen diesem Deal aber wohl noch zustimmen.

Das will der deutsche Konzern

Dresser-Rand ergänzt das bestehende Siemens-Portfolio, es geht um die weltweite Öl- und Gasindustrie sowie dezentrale Energieerzeugung. Das Angebot beträgt den Angaben zufolge 83 Dollar je Aktie in bar, das ist deutlich höher als der Kurs vor den Übernahmespekulationen im Juli. Das entspreche einem Gesamtwert von rund 7,6 Milliarden Dollar. Siemens-Chef Joe Kaeser hatte Dresser-Rand als eine von mehreren interessanten Firmen in Übersee genannt. Der Manager will sein Haus stärker als Lieferant der boomenden Öl- und Gasindustrie in Nordamerika etablieren. In der gibt es viel Geld zu verdienen, unter anderem wegen neuer Technologien wie Fracking, die es ermöglichen, Gas oder Öl aus tiefer liegenden Schichten zu fördern. Um dort mitzuverdienen, verlegt Kaeser eigens die Zentrale seiner Energiesparte in die USA.

Siemens-Chef gegen Ex-Siemens-Chef

Neben Siemens hatte auch der Schweizer Technologiekonzern Sulzer Interesse an Dresser-Rand gezeigt. Sulzer wird von Kaesers Vorgänger geleitet, dem ehemaligen Siemens-Chef Peter Löscher. Der war vergangenes Jahr wegen angeblicher Führungsschwäche und Misserfolgen vom Chefposten verdrängt worden. Sulzer hatte vergangene Woche Fusionsverhandlungen mit Dresser-Rand bestätigt, am Montagmorgen aber erklärt, dass sie beendet würden. Die Schweizer hatten Insidern zufolge bei einem möglichen Aktientausch schlechtere Erfolgschancen als Siemens mit seinem Bar-Angebot. Auch Siemens' US-Rivale GE soll mit Dresser-Rand verhandelt haben. GE und Siemens hatten sich erst im Sommer ein Wettbieten um den französischen Technikhersteller Alstom geliefert.

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