Karstadt: Neuer Chef:Abenteuer Kaufhaus

Andrew Jennings hat schon einen langen Weg hinter sich gebracht: Beim Londoner Luxuskaufhaus Harrods hat er gearbeitet, aber auch bei der Woolworth-Holding in Kapstadt. Jetzt soll er Karstadt führen.

Die Vermittlung von Führungskräften ist ein sehr diskretes Geschäft. Das mag der Grund sein, weshalb in den vergangenen Wochen wenig zu hören war von der Suche des Warenhauskonzerns Karstadt nach einem neuen Chef. Thomas Fox, der das Unternehmen durch die schwierige Zeit der Insolvenz geführt hat, will sich 2011 zurückziehen. Als Nachfolger wünscht sich Nicolas Berggruen, dem Karstadt seit Oktober gehört, einen versierten Handelsmanager mit Erfahrungen in der Umstrukturierung von Unternehmen. Schließlich ist die Warenhauskette trotz zuletzt guter Geschäftsentwicklung alles andere als über den Berg. Aber welcher Top-Manager lässt sich auf das Abenteuer Karstadt ein?

Manager Jennings wird neuer Karstadt-Chef

Es gab zuletzt zahlreiche Gespräche mit möglichen Chef-Kandidaten für Karstadt. Doch die Verhandlungen mit deutschen Aspiranten verliefen erfolglos. Erst im Ausland wurde man fündig.

(Foto: dpa)

Es gab in den vergangenen Wochen zahlreiche Gespräche mit möglichen Kandidaten. Und fest steht: Die Verhandlungen mit deutschen Aspiranten verliefen erfolglos. Deshalb wurde die Suche nach einem neuen Konzernchef auf das Ausland ausgeweitet. Am Freitag schien es, als sei der neue Kaufhaus-Chef gefunden: Der ehemalige Woolworth-Manager Andrew Jennings, 62, werde Fox Anfang nächsten Jahres ablösen, meldete das manager-magazin. Er sei der Wunschkandidat von Berggruen gewesen, während Aufsichtsratschef Alain Caparros, der im Hauptberuf die Rewe-Gruppe führt, lieber einen Kenner des deutschen Handels verpflichtet hätte. Karstadt gab dazu keinen Kommentar ab.

Vertrag noch nicht unterzeichnet

Der Grund dafür war möglicherweise, dass der Vertrag mit Jennings nach Informationen aus der Branche noch nicht unterzeichnet ist. Zwar gehe es nur noch um Details, aber letztlich sei die Sache noch nicht perfekt. Offiziell bestellt werden soll der 62-Jährige auf der nächsten Aufsichtsratssitzung am 16. Dezember. Auf der Tagesordnung steht dann auch das Modernisierungs- und Investitionsprogramm für Karstadt. Fox zufolge muss das Unternehmens sämtliche Investitionen aus eigener Kraft finanzieren. Um die Warenhäuser wettbewerbsfähig zu machen, sind nach Einschätzung von Marktkennern jedoch sehr viele größere Summen notwendig. Immerhin gibt es Fox zufolge derzeit keine Filiale, die nicht profitabel ist. Es drohten angeblich keine Schließungen.

In deutschen Handelskreisen ist Jennings ein unbeschriebenes Blatt. Der gebürtige Brite arbeitete bei verschiedenen Handelsunternehmen, unter anderem auch im englischen Warenhaus Harrods. Anfang dieses Jahres beendete er seinen vorerst letzten Job - bei der Woolworth Holdings, die ihren Sitz in Kapstadt hat. Seitdem befindet er sich im vorläufigen Ruhestand. Bei allem Respekt vor der Karriere von Jennings, der als Sanierungsexperte gilt und offenbar kein Deutsch spricht, können sich viel im Handel nicht vorstellen, wie er dem gerade von der Intensivstation entlassenden Patienten Karstadt wieder zu Kräften verhelfen kann. Zu schaffen sei das möglicherweise nur im Tandem mit einem Chief Operating Officer (COO), der den deutschen Markt kennt, heißt es. Die Position des COO ist bei Karstadt aber noch vakant.

Im Umfeld der Warenhauskette wird betont, dass es zwischen Berggruen und Caparros über die Wahl von Jennings keine Meinungsverschiedenheiten gegeben hat. Nicht eingebunden war der Aufsichtsratsvorsitzende dagegen in die Suche nach einem Finanzchef. Diese Aufgabe war vor kurzem Josef Schultheis übertragen worden, der als Mitarbeiter der Berliner Beratungsgesellschaft Modalis schon mehrere Sanierungen begleitet hat. Geschäftsführender Gesellschafter von Modalis ist Thomas Fox. Stefan Weber

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