Karstadt-Krise:Zwei Banken wollen aussteigen

Die Zahl der Kreditgeber schwindet: Zwei der 16 Institute, die Karstadt Kredit geben, wollen ihre Darlehen zurückfordern. Die ausfallenden Kreditsummen sollen auf die verbleibenden Banken verteilt werden.

Die stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Ver.Di, Margret Mönig-Raane, hat in der Karstadt-Krise die Banken zur Hilfe aufgefordert. "Wir fordern, dass die Banken die Kreditlinien so verlängern, dass ein zukunftssicherndes Konzept greifen kann", sagte sie dem Wirtschaftsmagazin Focus-Money.

Karstadt-Krise: Der Karstadt in Magdeburg wird abends von außen beleuchtet.

Der Karstadt in Magdeburg wird abends von außen beleuchtet.

(Foto: Foto: dpa)

Jedes einzelne Warenhaus müsse unter die Lupe genommen und auf seine Möglichkeiten hin überprüft werden. "Nur mit dem Rotstift kommen wir langfristig nicht weiter", fügte sie hinzu.

"Streik ist das allerletzte Mittel"

Zugleich betonte sie, von Streiks könne im Moment überhaupt keine Rede sein. "Streik ist das allerletzte Mittel, das Beschäftigten bleibt, wenn sie ihre Interessen in Verhandlungen nicht ausreichend geltend machen können. Von diesem Stadium sind wir zurzeit aber noch weit entfernt," erklärte die Gewerkschafterin.

Dem Handelskonzern Karstadt-Quelle könnten Schwierigkeiten allerdings mit zwei Banken drohen. Nach Informationen aus Bankenkreisen wollen zwei der 16 Kredit gebenden Institute aussteigen. Beide Banken seien jedoch nur mit geringen Summen beteiligt, hieß es am Mittwoch in Bankenkreisen, die damit einen Bericht der Welt bestätigten.

Die beiden Institute gehörten nicht zu den sieben Kernbanken und es werde sich sicher ein Weg finden, das Problem zu lösen, hieß es. Dem Bericht zufolge sollen die ausfallenden Kreditsummen auf die verbleibenden Banken verteilt werden.

Umwandlung in längerfristige Kredite

Zugleich hieß es in den Kreisen auch, die Verhandlungen über eine Umwandlung kurzfristiger Kredite in einen Dreijahreskredit verliefen konstruktiv.

Entscheidend sei nun eine Einigung mit den Arbeitnehmern auf deren Sanierungsbeitrag. Ein Spitzengespräch von Arbeitnehmervertretern und Konzernspitze am Dienstag in Essen hatte keine sichtbare Annäherung beider Seiten bei der Suche nach einem tragfähigen Sanierungsplan für Europas größten Warenhaus- und Versandhandelskonzern gebracht.

Zwei Banken wollen aussteigen

Unterdessen kündigte Verdi an, mit Protesten in mehreren deutschen Städten den Druck bei den laufenden Gesprächen zu einer Rettung Karstadts zu erhöhen. Bei den Verhandlungen über die Sanierung des angeschlagenen Handelsriesens hatte sich auch am Dienstagabend noch keine Einigung abgezeichnet.

Nach einem mehrstündigen Verhandlungsmarathon trennten sich Unternehmensleitung sowie Vertreter der Gewerkschaft ver.di und des Betriebsrats am Abend ohne konkretes Ergebnis. Die Verhandlungen sollen am Mittwoch fortgesetzt werden.

Erhalt der Standorte gefordert

"Knackpunkte" bei den seit Tagen unter Hochdruck geführten Gesprächen sind der Gewerkschaft geforderte Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bei den rund 100.000 Beschäftigten sowie der Erhalt der Standorte, sagte ver.di-Verhandlungsführerein Franziska Wiethold.

Karstadtquelle-Sprecher Jörg Howe zeigte sich am Dienstagabend optimistisch: "Wir treten in den Schlussspurt der Verhandlungen ein. Ich gehe davon aus, dass wir bis zum Donnerstag ein Ergebnis haben". Die Gespräche seien weiterhin "schwierig, aber konstruktiv", sagte der Sprecher.

Die Gewerkschaft will die Gespräche ab diesem Mittwoch mit zahlreichen Protestaktionen begleiten. Vom Nachmittag an seien Mahnwachen vor Karstadt-Filialen in Rheinland-Pfalz sowie Flugblattaktionen vor Warenhäusern in Berlin und Hamburg geplant, berichtete ver.di in Berlin.

Mahnwachen

Für Donnerstag sind weitere Mahnwachen vor Kaufhäusern unter anderem in Hoyerswerda, Görlitz, Erfurt sowie in Herne vorgesehen. Am Sonntag werden dann rund 1000 Karstadtquelle-Mitarbeiter zu einer Großveranstaltung der Gewerkschaft in Essen erwartet.

Der angeschlagene Handelsriese hatte zuvor angekündigt, beim Personal in den nächsten drei Jahren 500 Millionen Euro einsparen zu wollen. Damit drohen den Beschäftigten neben immer noch möglichen betriebsbedingten Kündigungen Einkommenseinbußen in der Größenordnung von bis zu 10 Prozent.

Die Verhandlungen sollen nach dem Willen des Unternehmens bis zu einer für Donnerstag angesetzten Aufsichtsratssitzung eine Einigung bringen. An diesem Tag soll auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung der Fahrplan für die geplante Kapitalerhöhung um 500 Millionen Euro festgezurrt werden.

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