Karstadt-Investor Beny Steinmetz:Der Diamanthändler, die Diktatorengattin und das Geld

Der Milliardär Beny Steinmetz hat sich bei Karstadt eingekauft. Nun prangert ein Untersuchungsbericht an, dass seine Firma die Frau des damaligen Diktators von Guinea bestochen haben soll, um an Schürfrechte zu gelangen.

Von Christoph Giesen

Der einst an der Börse notierte Karstadt-Konzern hat eine leidvolle Zeit hinter sich: Die Umsätze sinken, die Ertragslage ist schlecht. Inzwischen ist Karstadt nach der Insolvenz zu einer Geheim-GmbH mutiert. Da ist zum einen Investor Nicolas Berggruen, der einst als Retter antrat und inzwischen nur noch Teile besitzt, gehalten auch von Offshore-Firmen und Stiftungen in der Karibik.

Andere Teile des Karstadt-Imperiums besitzt seit dem vergangenem Jahr die in Österreich angesiedelten Signa-Holding. Gründer ist der Innsbrucker Immobilienmilliardär René Benko. Zu Benkos undurchsichtigem Geflecht an Firmen gehört seit Ende 2012 auch der Diamantenhändler Beny Steinmetz.

Der Mann mit israelischem und französischem Pass hat sich mächtig eingekauft, Zahlen nennt Benkos Firma nicht. Das Manager Magazin berichtet, dass er sowohl am Karstadt-Premium-Geschäft, also den Luxushäusern Kadewe, Oberpollinger und Alsterhaus, als auch an den 28 Karstadt-Sport-Häusern jeweils 37,5 Prozent der Anteile halten soll.

Eben jener Großinvestor ist nun mächtig unter Druck. Laut eines 33-seitigen Untersuchungsberichts der Regierung von Guinea soll Steinmetz mit seiner Firma BSGR die Witwe des ehemaligen Diktators bestochen haben, um an lukrative Schürfrechte zu gelangen.

Der Geschäftsmann und Milliardär Beny Steinmetz ist eine schillernde Figur, vor allem im Diamantenhandel. Seine Firma BSGR, das steht für Beny Steinmetz Group Resources, ist auf der britischen Kanalinseln Guernsey registriert und hat Büros in Genf und London. Über Familienstiftungen kontrolliert Steinmetz das Unternehmen. Neben dem Diamantenhandel ist BSGR auch im Minengeschäft aktiv, zum Beispiel im westafrikanischen Guinea.

Fast 25 Jahre regierte dort der ehemalige Oberst Lansana Conté. Während dessen Regierungszeit bezeichnete Transparency International Guinea einmal als das korrupteste Land Afrikas. Ende 2008 starb Conté nach langer Krankheit. Nach Unruhen und einem Putsch wurde Ende 2010 zum ersten Mal in der Geschichte des Landes eine demokratische Regierung gewählt (2013 hat New-Yorker-Reporter Patrick Radden Keefe die Geschichte brillant aufgeschrieben).

"Diese korrupten Praktiken machen die Abbaurechte ungültig"

2008, kurz vor dem Ableben des Diktators, bekam BSGR zwei Explorationslizenzen für eine Eisenerzmine zugesprochen. Der frühere Eigentümer dieser "Simandou" genannten Mine war zuvor enteignet worden. Für die beiden Lizenzen zahlte BSGR insgesamt 165 Millionen Dollar - ein Schnäppchen, denn zwei Jahre später gelang es Steinmetz' Firma, 51 Prozent der Anteile an den brasilianischen Minenkonzern Vale für 2,5 Milliarden Dollar zu verkaufen. Bislang bezahlt haben die Brasilianer etwa 500 Millionen Dollar.

Laut Untersuchungsbericht soll Steinmetz' Firma Mamadie Touré, die Ehefrau des Diktators, geschmiert haben. 2006 soll sie drei Millionen Dollar erhalten haben, 2010 sollen weitere fünf Millionen Dollar geflossen sein. Damit sie nach dem Regierungswechsel in Guinea sämtliche relevanten Dokumente vernichtet, soll ihr ein Berater von Steinmetz weitere 150 000 Dollar geboten haben. "Diese korrupten Praktiken machen die Abbaurechte ungültig", heißt es in dem Report. Der Bericht empfiehlt, die Schürflizenzen einzuziehen.

Große Teile des Berichts stammen aus FBI-Ermittlungsakten. Im Frühjahr 2013 nahmen die US-Ermittler einen von Steinmetz' wichtigsten Beratern wegen des Verdachts auf Korruption fest. Laut FBI-Akten soll sich dieser Berater mehrmals mit der Diktatoren-Witwe getroffen haben. Am Flughafen in Jacksonville in Florida soll er zu ihr laut FBI-Protokoll gesagt haben: "Alles, sage ich dir, stammt direkt von Beny."

Steinmetz selbst und seine Firma bestreiten jedoch, dass sie Bestechungsgelder gezahlt oder sich sonst etwas zu Schulden hätten kommen lassen. In einer Stellungnahme heißt es: BSGR wird beweisen, dass diese Vorwürfe falsch sind. Die Regierung von Guinea stütze sich auf erfundene Behauptungen und kompromittiere Zeugen.

Ein Sprecher der Signa-Holding wollte sich nicht äußern.

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